[H.
Reaktionen
im Ausland auf die Reichskristallnacht und die
Spaltung der CSSR]
[6.20. Frankreichs brutale, antisemitische
Politik nach der Reichskristallnacht 1938-1939 mit
Gefängnis und Konzentrationslager KZs]
[Frankreich: Einrichtung
eines Zentralen Flüchtlingskomitees (Comité Central de
Réfugiés)]
In Frankreich produzierte der Schock vom November unter
den ansässigen Juden eine viel grössere Bereitschaft,
Flüchtlingen zu helfen. Unter Robert de Rothschild wurde
ein neues Zentrales Flüchtlingskomitee (Comité
Central de Réfugiés) eingerichtet. Sie nahmen zur
Regierung Kontakt auf und beantragten die Aufnahme von
10.000 jüdischen Kindern (wie in England);
[Antisemitisches
Frankreich: Das Gesetz gegen Flüchtlinge vom Mai 1938
wird nicht abgeschafft]
das Komitee forderte auch die Abschaffung des Gesetzes
gegen Flüchtlinge vom Mai 1938 - aber vergebens. Auch wenn
kein grosses Resultat dabei herausschaute, so zeigte das
französische Judentum zumindest "grössere Energie und
Hingabe als vorher".
(Endnote 107:
-- Hyman am Exekutivkomitee, 3/22/39 [22. März 1939];
siehe auch:
-- Executive Committee, 1/26/39 [26. Januar 1939])
[Antisemitisches
Frankreich: Jüdische Flüchtlinge werden der Schweiz
übergeben - und die Schweiz übergibt sie der Gestapo]
Die Reaktion der Regierung war nicht zugunsten der Juden.
Flüchtlinge, die illegal von Deutschland ins Elsass
einreisten, wurden über die Grenze zur Schweiz abgeschoben
und dann nach Deutschland deportiert.
Das OSE [Obshchestvo Zdravookhraneniya Yevreyev, dt.:
Schutz- und Gesundheitsgesellschaft für die Juden] mit
seinen drei Kinderheimen mit 185 Kindern (für weitere
Kinderheime stand kein Geld zur Verfügung) wurde mit 100en
Flüchtlingskindern belastet "ohne Eltern oder mit Eltern,
die im Gefängnis sassen, weil sie den Ausweisungsbefehl
missachtet hatten. ... Die meisten dieser Kinder waren im
Alter zwischen fünf und zehn Jahren."
(Endnote 108: R59, Brief von Troper, 5/16/39 [16. Mai
1939])
[Ende 1939:
Antisemitisches Frankreich: 25.000 jüdische Flüchtlinge
- mit 2000 aus der Ex-CSSR]
Die Anzahl der Flüchtlinge Ende 1938 belief sich auf
25.000, darunter 2000, die im März 1939 auf der
Tschechoslowakei gekommen waren.
[Hilfe durch das Comité
d'Assistance aux Réfugiés (CAR)]
Die Hauptlast für die Unterstützung dieser unglücklichen
Leute fiel an das (S.264)
Comité d'Assistance aux Réfugiés (CAR) - gegründet im Jahr
1936 - unter Albert Levy und Robert von Rothschild. Im
Frühjahr 1939 unterstützte es 10.378 Personen.
[Antisemitisches Frankreich: Gefängnis bis zu einem Jahr
für jüdische Flüchtlinge - nur wenig Berufsschulung]
Die Verfolgung - es gibt dafür kein anderes Wort - durch
die französischen Behörden erreichte neue Grade;
Flüchtlinge wurden bis zu einem Jahr inhaftiert, und
"viele, die diese Strafe verbüsst haben, wurden
vertrieben."
(Endnote 109: R46, Bericht vom Januar 1939 ("January 1939
report"))
Arbeitsbewilligungen waren fast keine zu erhalten, und
Berufsausbildung wurde nur für eine Splittergruppe
organisiert: Im Januar 1939 bildete das Reclassement
Professionel, eine französisch-jüdische Agentur, 224
Personen aus, und das ORT bildete 476 Personen aus.
(Endnote 110: ebenda [R46, Bericht vom Januar 1939
(January 1939 report)])
Im Jahr 1939, so wurde geschätzt, sind 13.500 Juden nach
Frankreich eingewandert.
(Endnote 111: R21, Berichtsentwurf 1939 (draft 1939
report))
Wegen der wachsenden Feindlichkeit der französischen
Regierung gegenüber den jüdischen Flüchtlingen gab es im
Juni 1939 eine Sitzung mit den Hauptagenturen, die mit
diesem Problem zu tun hatten - das JDC, die Alliance
Israélite Universelle, andere französische Komitees, und
der Jüdische Weltkongress. Das Hauptproblem, das zur
Diskussion stand, war, ob in Frankreich eine öffentliche
Kampagne gestartet werden sollte, um die Angelegenheit ans
Licht zu bringen. Die Mehrheit der Anwesenden,
miteingeschlossen Troper vom JDC, waren gegen einen
solchen Kurs; man meinte immer noch, dass es am besten
wäre, das Problem mit stiller Diplomatie zu lösen. Dr.
Goldmann vom WJC und Marc Jarblum von der Fédération des
Sociétés Juives, die die öffentliche Kampagne verlangten,
waren in der Minderheit.
(Endnote 112: 15-2, Sitzung in Paris, 6/4/39 [4. Juni
1939])
Das JDC lehnte den Programmpunkt, dass die Sache mit dem
jüdischen Leid an die Öffentlichkeit gebracht werden
sollte, ab, und die Sache sollte auch nicht zu einer
politischen Angelegenheit ausgeweitet werden. Andererseits
unterstützte das JDC weiterhin die französischen
Organisationen, und speziell das CAR [Comité d'Assistance
aux Réfugiés] zu einem noch höheren Grad. Frankreich war
alles in allem das Hauptauswanderungsland auf dem
europäischen Kontinent. Und trotz der Tatsache, dass das
JDC dem französischen Judentum höchst kritisch
gegenüberstand, weil sie in Frankreich nur kleine Summen
gesammelt hatten, so wurde so viel Geld wie möglich nach
Frankreich geleitet, um so viel Hilfe wie möglich zu
geben. Im Jahr 1938 gab das JDC in Frankreich 130.884 $
aus, im Jahr 1939 589.000 $.
(Endnote 113:
-- R12;
-- R21, Bericht für die Jahre 1938 und 1939)
[Ergänzung: Das französische Judentum war mit der
Rothschild-Bank eines der reichsten der ganzen Welt. Es
ist ein Skandal, dass das reiche französische Judentum den
Flüchtlingen praktisch nicht geholfen hat, weder mit
Unterkunft, noch mit Finanzierung der Weiterreise. Dies
ist der Beweis für Rassismus innerhalb des weltweiten
Judentums].