[A.] Österreich
[6.1. Die Strukturen des Judentums in Österreich
1919-1938 - 185.246 gezählte Juden im Jahr 1938]
Die Annexion (Anschluss) Österreichs am 13. März 1938
lässt 185.246 Juden in deutsche Hände fallen, die grosse
Mehrheit davon lebt in Wien.
(Endnote 1: Herbert Rosenkranz: The Anschluss and the
Tragedy of Austrian Jewry, 1938-1945; In: Josef Frankel
(Hrsg.): The Jews of Austria; London 1967, S.486)
[Ergänzung: Ab dem 13. März 1938 wird Deutschland vom
Hitler-Regime "Grossdeutschland" genannt. Dieses Wort wird
ein wichtiger Faktor der inneren Nazi-Propaganda. Unter
der NS-Besetzung werden ungefähr weitere 150.000 Personen
als Juden gezählt (Halbjuden, Vierteljuden und 3/4-Juden)
(S.228), so dass insgesamt 335,246 Personen in Österreich
als Juden gelten].
[Die Struktur des
österreichischen Judentums: 80 % der Zeitungen sind
jüdisch etc.]
Das österreichische Judentum war ärmer als das Judentum in
Deutschland, und es war weniger gut organisiert. Grosse
Teile der österreichischen Juden waren von der Fürsorge
abhängig, und das Verteilungskomitee JDC musste schon vor
1938 Hilfsoperationen unterstützen und Kreditkassen
einführen. Die Konzentration von Juden in gewissen
Wirtschaftsbranchen war sehr auffällig: 90 % der
Werbeindustrie war jüdisch, 85 % der Leute im Möbelhandel
waren jüdisch, 80 % der beim Radio, bei den Zeitungen, und
in der Schuhindustrie waren jüdisch. Noch wichtiger - da
noch offensichtlicher - war, dass 51,6 % der Ärzte und
Zahnärzte sowie 62 % der Anwälte in Wien Juden waren.
(Endnote 2: ebenda [Herbert Rosenkranz: The Anschluss and
the Tragedy of Austrian Jewry, 1938-1945; In: Josef
Frankel (editor): The Jews of Austria; London 1967],
S.480)
[Seit Jahrzehnten provoziert die Tatsache, dass 80 % der
Zeitungen jüdisch sind, die österreichische Bevölkerung,
und es ist schade, dass die jüdische Taktik seit 1900
nicht geändert hat].
Diese Konzentration bei den Arbeitsstellen machte die
Juden verdächtig und gleichzeitig verletzlich. Der
österreichische Antisemitismus war nicht neu. Zu Beginn
der Jahrhunderts war Wiens Bürgermeister Karl Lueger
mittels einer Antisemitismuswelle an die Macht gelangt;
der junge Hitler hatte seinen Hass gegen Juden während
dieser Zeit in den Slums von Wien entwickelt.
[Wichtige Ergänzung über
die Geschichte des österreichischen Antisemitismus und
Hitler:
Es gab schon davor einen starken Antisemitismus in
Österreich: Seit dem weltweiten Börsenzusammenbruch im
Jahre 1873, als die Juden generell der Spekulation mit
allen Nationen beschuldigt wurden, setzte ein immer mehr
wachsender populärer Antisemitismus ein. Zudem half die
österreichische Regierung den österreichisch-jüdischen
Banken, aber die österreichische Bevölkerung erhielt keine
Hilfe, ihre Schulden zu begleichen, und vor allem wurde
den österreichischen Bauern nicht geholfen. Durch diese
Tatsachen entwickelte sich unter Schoenerer eine nationale
Bewegung, die einen schlimmen Antisemitismus verbreitete.
Dabei wurde übersehen, dass auch viele Juden unter dem
weltweiten Börsenzusammenbruch zu leiden hatten. In dieser
Zeit ging Hitler in die Schule, und durch die Schule wurde
ihm der Antisemitismus in seine Seele eingepflanzt.
Dann kam Lueger, der mit einem moderaten Antisemitismus
arbeitete. Er brachte die Slums in Wien zum Verschwinden
und baute neue Strukturen der Industrialisierung auf. Aber
zusätzlich sah Hitler im Jahr 1896 den Zusammenbruch der
Demokratie in Österreich, indem den Tschechen und den
Polen in der altmodischen Monarchie das gleiche Stimmrecht
gegeben wurde. Dadurch gerieten die Deutschösterreicher im
Parlament in eine Minderheit, und die Monarchie konnte
nicht mehr regulär regiert werden. Hitlers Fehler aber
war, dass er nicht ins Ausland ging, um sich andere
funktionierende Demokratien anzuschauen, z.B. in
Deutschland, oder in der Schweiz. Genau zu dieser Zeit
kamen auch viele osteuropäische Juden nach Wien, die für
die Wiener Bevölkerung sehr fremd aussahen, sich nicht oft
wuschen etc. und dies provozierte ebenfalls
Antisemitismus.
Seit 1871 (ab dem deutschen Sieg gegen Frankreich) wurde
der österreichische Nationalismus stark: Die
Deutschösterreicher wollten den Anschluss an Deutschland
seit 1871, aber der Kaiser in Wien blockierte, weil sonst
der Kaiser in Wien gegenüber dem Kaiser in Berlin ein
Kaiser zweiter Klasse geworden wäre. Also hielt der Kaiser
in Wien das Gleichgewicht in Europa mittels Verbindungen
zu Frankreich aufrecht. Dies provozierte wiederum den Hass
der Deutschösterreicher gegen Frankreich. Zudem waren da
die Slawen (Tschechen, Kroaten und Serben), die Österreich
zerstören wollten, indem sie eine Bevölkerungsbrücke
zwischen dem Balkan und der Tschechoslowakei installieren
wollten. Der Höhepunkt war, dass der Kaiser in Wien
berittene tschechische und balkanesische Polizei nach
Deutschösterreich holen liess, um deutschnationale
Demonstrationen für eine Union mit Deutschland
niederzuschlagen.
Durch all diese Fehler in der Politik über Jahrzehnte
hinweg, und durch seine eigene Unfähigkeit, wurde Hitlers
Seele vergiftet, und auch ein grosser Teil der
österreichischen Bevölkerung konnte die negativen Gefühle
gegen die jüdischen Banken, gegen den Kaiser und gegen die
Demokratie nie loswerden. Hitler wollte malen und wurde in
Wien als Schüler zweimal abgelehnt, dann ging er nach
München und kämpfte ab 1914 als Österreicher in der
deutschen Armee.
Seit 1919, seit dem Versailler Vertrag gegen Deutschland
(mit dem Raub von Ostpreussen und mit den
französisch-polnischen Manipulationen in Versailles) gab
es auch in Deutschland eine Massenbewegung gegen die
Demokratie (Frankreich und Britannien raubten von
Deutschland alle Kolonien). Und der Vertrag von St-Germain
gegen Österreich verfügte, dass ein grosser Teil der
deutschösterreichischen Gebiete an die Tschechoslowakei,
an Ungarn, und an Jugoslawien abzutreten war, gegen jedes
Völkerrecht. Durch diese Willkür sträubte sich nun auch
die neue österreichische Regierung, ihr Land als
Mini-Staat neu zu organisieren. Bis 1926 herrschte somit
in Deutschösterreich eine grosse Arbeitslosigkeit, und die
Gefühle der Österreicher und der Deutschen waren fast
dieselben, und dies zur gleichen Zeit. Frankreich verbot
einen Zusammenschluss von Deutschland und Mini-Österreich
im Versailler Vertrag wie auch im Vertrag von St-Germain.
Somit hatte der Nationalsozialismus einen weite Grundlage,
sich als eine Kraft gegen die kriminelle französische
Demokratie auszubreiten - und zusätzlich - auch gegen
Lenins Kommunismus, der von "amerikanischen", jüdischen
Banken (Schiff) finanziert war. Die Kirche unterstützte
den Nationalsozialismus am Ende gegen den Kommunismus, und
die meisten kommunistischen Führer waren Juden, und durch
diese Mehrheit wurden sie zur Zielscheibe jeglicher
nationalen Propaganda.
Zusätzlich unterstützten die rassistischen
Wirtschaftsführer der "USA" unter Roosevelt
Nazi-Deutschland mit Technik. Sie wollten, dass Hitler den
Kommunismus zerschlagen würde. Also waren sowohl der
Kommunismus und der Hitlerismus durch "US"-Banken
finanziert, und am Ende sollte Europa zerstört werden, und
das Judentum war zwischen diesen Kräften eingeschlossen.
Das Judentum sah diese Zusammenhänge nicht und erklärte
die "USA" - den Zerstörer von Europa - als sicheren Hafen.
Dadurch wurde Europa gut zerschlagen. Dies sind Fakten und
keine "Theorie"...].
[Gespaltenes Judentum in
Österreich zwischen Zionisten und dem linken Flügel]
Das Wiener Judentum war in viele Teile gespalten (zur Zeit
des Anschluss gab es in Wien 88 religiöse Vereinigungen
und 356 sekuläre Organisationen)
(Endnote 3: ebenda [Herbert Rosenkranz: The Anschluss and
the Tragedy of Austrian Jewry, 1938-1945; In: Josef
Frankel (editor): The Jews of Austria; London 1967],
S.481)
und die offizielle Gemeindeorganisation (S.223)
- die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) - litt unter
einem beträchtlichen inneren Konflikt. Zwei Hauptgruppen
stritten um die Führung:
-- die Union, eine liberale Gruppe mit starken
assimilationistischen Tendenzen, in vielen Bereichen
ähnlich wie der deutsch-jüdische Central-Verein (CV)
-- und die Zionisten, die aber in sich wiederum in eine
grosse Anzahl Fraktionen gespalten waren.
[1934: Sozialisten werden
durch die Dollfuss-Regierung eliminiert]
Vor 1934 waren die Sozialisten noch die dritte
signifikante Gruppe gewesen, jüdische Mitglieder der
starken österreichischen Marxistenpartei. Die Niederlage
des österreichischen Sozialismus im Kampf im Februar 1934
in Wien, zugunsten der österreichischen
proto-faschistischen klerikalen Partei unter Dollfuss,
brachte die Juden in Gefahr, weil im Grossen und Ganzen
die jüdischen Sympathien auf der Seite der Sozialisten
waren; elf der 30 verhafteten Sozialistenführer waren
Juden. Aber zwei IKG-Führer wurden von der Regierung ins
Ausland geschickt, um zu zeigen, dass keine
antisemitischen Massnahmen geplant waren.
[1934-1937: Nach dem
Börsenzusammenbruch 1929: Wirtschaftliche Misere für
Juden in Österreich]
Während die politische Gefahr abnahm, breitete sich die
wirtschaftliche Misere aus. Im Jahr 1935 sandte das
Verteilungskomitee JDC 20.000 $, um Suppenküchen für das
verarmte jüdische Proletariat am Laufen zu halten. Im Jahr
1934 waren ein Viertel der Juden in Wien von der Fürsorge
abhängig. Die Situation verbesserte sich in den Jahren
1936 und 1937 nicht; im Jahr 1937 waren 35,5 % der
jüdischen, arbeitenden Bevölkerung arbeitslos.
(Endnote 4:
-- 14-51, Bericht, 2/7/34 [7. Februar 1934];
-- 8-18, Bericht, 2/28/34 [28. Februar 1934], und
weiteres Material in diesem Ordner
-- siehe auch R62)
[1934: Installation eine
jüdischen Rats der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG)
in Wien]
Nach den Ereignissen von 1934 wurde ein Rat des IKG
zusammengestellt. Es waren 20 Zionisten (16 der
Mittelklasse und 4 sozialistische Zionisten), und 15
Repräsentanten der Union. Zur Zeit des Anschluss war der
Führer der IKG ein Zionist, Dr. Desider Friedmann, und ein
anderer Zionist, Dr. Josef Löwenherz, wurde immer
wichtiger.
Trotz der Beliebtheit des letzten Kanzlers des
unabhängigen Österreich, Kurt von Schuschnigg, wurde der
Anschluss von fast allen Österreichern begrüsst.
[Schuschnigg war nicht beliebt, und 99 % der
deutschösterreichischen Bevölkerung wollte den Anschluss,
weil er seit 1871 gewollt war. Deswegen bewarf die
Bevölkerung die Soldaten mit Blumen. Aber die Österreicher
wussten nicht, was es heisst, in einem
nationalsozialistischen Deutschland zu leben, und schon
nach drei Monaten bereuten sie den Anschluss bitterlich,
als die NS-Verwaltung eine neue Nazi-Verwaltung mit neuen
Provinzgrenzen in Österreich aufzog etc.].