[B.
Die
Zerstörung des jüdischen Lebens in Rumänien 1929-1939]
[5.14. Das Joint Distribution Committee
unterstützt Kinder in Rumänien - Hungersnot in
Bessarabien 1935]
Kinderhilfe war speziell im Gebiet von Máramarossziget [im
Norden] notwendig und in Nord-Transilvanien generell, wo
die einzige Hoffnung auf eine Zukunft diejenige schien,
die Kinder vor den Auswirkungen der Hungersnot zu
bewahren. In diesem Gebiet wurden 1933 1300 Kinder
ernährt; diese Zahl stieg bis 1935 auf 5000. Was die
Ferienlager angeht, so wurden etwa 30 % der Kosten vom JDC
übernommen. Das Prinzip war - wie in Polen - dass der
grössere Teil der Gelder von lokalen Kräften aufgebracht
werden musste.
[Die Arbeit des JDC in
Cluj (Klausenburg) - Kinderhilfe]
In Cluj (Klausenburg), der Hauptstadt von Transylvanien
[Siebenbürgen], gab es eine sehr effektive jüdische
Kinderhilfe, die ihre Arbeit in den 1930er Jahren
erweiterte und eine Quelle des Stolzes für das JDC wurde.
Bis 1937 wurden nicht nur 18 Erholungszentren und
Gesundheitszentren für Kinder eingerichtet, sondern man
begann auch mit Berufsausbildungen und überzeugte die
ultraorthodoxen Gruppen, Ausbildungszentren zu eröffnen,
wo ein Teil der Zeit den traditionellen yeshivah-Studien
und ein anderer Teil der Zimmermannsausbildung und weitere
Beschäftigungen gewidmet werden konnte.
Sie betrieb auch vier Lehrlingsheime und ergänzte die
Mahlzeiten von über 1000 Kindern. Die Cluj-Gruppe
[Klausenburg] erhielt ungefähr ein Sechstel ihres Budgets
vom JDC und konnte für den Restbetrag lokale Geldgeber
finden.
(Endnote 71: R62; das Budget für 1937 betrug 3.767.565
Lei; die Beteiligung des JDC war dabei 638.382 Lei).
Die Wichtigkeit dieser Arbeit kontrastierte sich mit der
generellen Rückständigkeit dieses Landes: Im Jahr 1940 lag
die Kindersterblichkeit bei 188 von 1000, höher als in
Indien im selben Jahr.
(Endnote 72: The Era of Violence [Die Ära der Gewalt]; In:
The New Cambridge Modern
History, 12:49)
Unter den Juden war sie beträchtlich tiefer.
Das Sommerlagerprogramm war im Wesentlichen auch auf
(S.211)
Tabelle 15:
Aufwendungen des JDC in Rumänien (in $)
|
Jahr
|
Totaler Aufwand
|
Aufwand für Kinder
|
Prozentsatz
|
1933
|
16.650
|
|
|
1936
|
51.554
|
18.350
|
36,6
|
1937
|
79.304
|
24.773
|
31,3
|
1938
|
83.430
|
|
|
Transilvanien konzentriert.
Die Zahlen waren ziemlich konstant - ungefähr 3-4000
Kinder (3700 im Jahr 1937) bekamen die Gelegenheit, ihren
Sommer in ungefähr 30 Lagern zu verbringen, und das JDC
steuerte einen Drittel der Kosten bei.
[JDC-Arbeit in
Bessarabien: Die Überwindung einer Hungersnot 1935 -
medizinische Hilfe]
In Bessarabien entwickelte sich eine speziell schlimme
Situation, wobei Bessarabien eine grosse, jüdische
Bevölkerung hatte. 1935 hatte Bessarabien eine Missernte.
Im Dezember dieses Jahres berichtete eine
JDC-Pressemitteilung "schlimme Hungersnotbedingungen", die
"die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Bessarabiens und
einen Teil der Bevölkerung Moldawiens bedrohen". Ungefähr
30.000 Juden waren am Rand einer Hungersnot, so wurde
berichtet. Kahn bewilligte 5000 $ für ein
Ernährungsprogramm. Diese Summe war bald ausgegeben, und
für den Frühling 1936 mussten weitere Gelder gesprochen
werden.
Auch medizinische Hilfe wurde notwendig, weil sich
Hautkrankheiten ausbreiteten, und Kleidersammlungen
ersetzten die Fetzen, die die Kinder trugen.
(Endnote 73:
-- Executive Committee, 12/20/35 [20. Dezember 1935];
-- R15, Bericht und Bulletin, Januar und April 1936;
-- Jewish Chronicle, 1/3/36 [3. Januar 1936])
[Bessarabien: Hungerhilfe
für betroffene Juden provoziert Antisemitismus in der
deutschen Bevölkerung]
Paradoxerweise stieg mit der Not der Juden der
Antisemitismus an und wurde nicht weniger, weil ein
"grosser Teil der vom Hunger getroffenen Gebiete von
deutschen Kolonisten bewohnt (war), die alle unter
Nazi-Einfluss (waren)."
(Endnote 74: Kahn an Hyman, 1/15/36 [15. Januar 1936],
Gen. & Emerg. Rumänien, 1933-37)
Bauernunruhen wurden ein Hauptfaktor für den Aufstieg der
Rechten unter Goga.