[A.
Die Zerstörung der jüdischen Existenz in Polen
1929-1939]
[5.12. Die Kinderhilfe des JDC und Schulen im
antisemitischen Polen]
[Die Kinderhilfe macht
das JDC populär - Gelder des JDC für die
Kinderorganisation CENTOS und die
Gesundheitsorganisation TOZ]
Die Kinderhilfe als ein Teil der sozialen Hilfsarbeit
beschäftigte einige der Mitglieder im JDC-Büro. Für Kahn
war es ziemlich offensichtlich, dass dies eine
konstruktive Arbeit ersten Ranges war, und er bestand
darauf, dass im Grossen und Ganzen ein Drittel des
polnischen Budgets in die verschiedenen Aktivitäten der
Kinderhilfe flossen. Dies entsprach natürlich der Linie
der traditionellen jüdischen Arbeit in der Sozialhilfe
generell und machte das JDC unter den jüdischen Massen
in Osteuropa beliebt. Ein grosser Prozentteil dieses
Budgets ging an zwei Organisationen, die hauptsächlich
mit Kinderhilfe beschäftigt waren: die Organisationen
CENTOS und TOZ.
[Ergänzung: Andererseits machten sich die jüdischen
Organisationen bei der "christlichen" Bevölkerung
unbeliebt, weil die "christlichen" Kinder dann keine
Hilfe bekamen].
[Zahlen der jüdischen
Kinderprogramme im antisemitischen Polen]
Die Anzahl der Kinder, die bei der CENTOS, der
Kinderhilfsorganisation, um Aufmerksamkeit bat, wuchs in
den 1930er Jahren stetig an. Nur eine kleine Anzahl
konnte mit einer vollumfänglichen Hilfe berücksichtigt
werden; dies waren meistens entweder Waisenkinder oder
Halbwaisen. Im Jahr 1937 waren es 8047 solche Kinder.
Trotzdem wuchs die Anzahl Kinder, die von der CENTOS
betreut wurden, im Grossen und Ganzen, von 15.102 im
Jahre 1933 auf 32.066 im Jahre 1937. Miteingeschlossen
waren Jugendliche in Berufsausbildungsinstitutionen (sie
waren im JDC-Institutionen integriert und wurden in den
Zahlen in der oberen Tabelle mitgezählt), und da war
auch die Unterstützung von Sommerlagern dabei.
[JDC-Zusammenarbeit mit
der Kinderorganisation CENTOS]
Das Verteilungskomitee JDC versorgte ungefähr 13-14 %
des Centos-Budgets, in Einklang mit der politischen
Linie, eine Hilfe zur Seltbsthilfe zu leisten. Aber
diese Prozentanteile waren sehr wichtig für die Leute,
die CENTOS betrieben. Sie konnten dann zur polnischen
Regierung und zu den Ortsverwaltungen gehen, und sie
konnten die amerikanische Hilfe (in ausländischer
Währung) als gewichtiges Argument betonen, um auch
polnische Beiträge zu beantragen. Diese Beiträge machten
nochmals 17 % der CENTOS-Budgets aus, und der Rest war
im Grossen und Ganzen durch Mitgliederbeiträge gedeckt.
Dies war ein ganzes Organisationssystem, wobei die
CENTOS über 45.000 registrierte Mitglieder hatte, die
Besitzanteile an der Organisation hatten und deren
Institutionen theoretisch auch am Laufen hielten. Sie
waren natürlich vom gesünderen Teil der jüdischen
Bevölkerung, und die Tatsache, dass die CENTOS durch das
JDC gegründet worden war, war ein weiteres Argument bei
den Spendensammlungen. (S.204)
[Die Arbeit der
Gesundheitsorganisation TOZ mit den armen jüdischen
Familien - die medizinischen Einrichtungen der TOZ]
Ähnlich war die jüdische Gesundheitsorganisation TOZ
organisiert, aber die TOZ war kleiner und schwächer als
die CENTOS. Die Aufgabe der TOZ war nicht auf die Kinder
beschränkt; sie musste im ärmeren Teil der jüdischen
Bevölkerung Gesundheitsarbeit leisten, für Jung und Alt.
Die TOZ hatte im Jahre 1937 nur 11.191 Mitglieder, und
das Budget war 1,4 Millionen Zloty, oder weniger als die
Hälfte der 3 Millionen Zloty des Budgets der CENTOS.
Aber immerhin hatte sie in Polen 142 Institutionen
verteilt, und versuchte, moderne hygienische Methoden in
den Slums und in den von der Armut gebeutelten
Quartieren und Dörfern einzuführen.
Eine der Errungenschaften war Studienorganisation, die
von mehreren Experten betrieben wurde. Sie umfasste 46
Stationen für Mütter und Babies und gab einer grossen
Anzahl Frauen, die kein Geld für Arztbesuche hatten,
wertvolle Ratschläge zu kleinen Preisen. Im Jahr 1938
wurden sechs Röntgenstationen und 29 Zahnkliniken
unterhalten, einige von ihnen waren mobil. Die TOZ
betrieb drei jüdische Spitäler, 33 ambulatorische
Kliniken und 12 Verteilstationen gegen TB.
Bei der TOZ war der JDC proportional mehr engagiert als
bei der CENTOS. 28 % des TOZ-Budgets wurden vom JDC
bestritten. Aber die polnische Regierungshilfe und die
Hilfe der Ortsverwaltungen kam bei der TOZ nur auf 9,4
%, und der Prozentsatz, der von lokalen jüdischen
Beiträgen bestritten wurde, war ungefähr gleich gross
wie bei der CENTOS. Das JDC pflegte eine enge
Überwachung der Ausgaben und der allgemeinen Aktivitäten
der beiden Organisationen, durch das Warschauer Büro.
[Das JDC-Netzwerk für
Kinder-Sommerlager]
Eine der wichtigsten Arbeitsarten mit den Kindern, die
vom JDC ins Leben gerufen wurden, war das Netzwerk der
Sommerlager. Die Beweggründe hinter dieser Arbeit waren,
dass Kinder, die das Jahr hindurch Entbehrungen zu
erleiden hatten, den Sommer in einer
gesundheitsfördernden Umgebung verbringen sollten, mit
entsprechender medizinischer Betreuung und mit genug zu
essen, (S.205)
Tabelle 14:
Sommerlager in Polen
|
Jahr
|
Anzahl Lager
|
Anzahl Kinder
|
xxxxxxxx1935xxxxxxxx |
222 |
37.286xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
xxxxxxxx1936xxxxxxxx |
428 |
58.661xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx |
xxxxxxxx1938xxxxxxxx |
636 |
102.615xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx |
(S.205)
wenn man das so ausdrücken will. Im Jahre 1934 gingen um
die 35.000 Kinder in die von den JDC-Institutionen
betriebenen Sommerlager. Da waren nicht nur CENTOS und
TOZ dabei, sondern auch verschiedene jüdische
Schulnetzwerke.
Die direkte Beteiligung des JDC an diesen Lagern machte
im Budget von 1936 10 % aus, im Jahr 1938 noch 7,2
%; aber abgesehen von der direkten JDC-Beteiligung waren
die verschiedenen Organisationen, die die Kolonien
betrieben, vom JDC kontrolliert oder vom JDC bezuschusst
oder beides, und die Ausgaben für diese Lager wurden
getrennt vom regulären Budget geführt.
Das Problem der leidenden Kinder konnte natürlich nicht
gelöst mit einem einige Wochen dauernden Sommerlager
gelöst werden.
[Ob auch "christliche" Kinder in Polen Sommerlager
organisiert bekamen, wird nicht erwähnt. Wenn nicht, so
entsteht ein grosser unterschwelliger Neid in der
"christlichen" Bevölkerung].
[Armut jüdischer Kinder
in Polen]
Eine sehr grosse Anzahl jüdischer Kinder ging am Morgen
ohne Frühstück in die Schule. Es gab nur die Wahl, ihnen
in der Schule etwas zu essen zu geben, oder sie hungern
zu lassen. Für das Verteilungskomitee JDC gab es keine
andere Frage, obwohl man eigentlich nie direkte Hilfe
leisten wollte. Man stand aber der sich
verschlechternden polnischen Situation und dem kommenden
Krieg in Europa gegenüber. Also beantragten einige
JDC-Vertreter in New York, ob einige dieser Ausgaben
gekürzt werden könnten; Kahn verlor nun seine
immerwährende Geduld und antwortete scharf: "Versuche,
hart zu sein und gib kein Geld für Essen und Kleidung,
und dann werden Sie sehen, was passieren wird. Ich höre
so viel über ihre Absichten, drastische Massnahmen
umzusetzen - versuchen Sie es doch!"
(Endnote 64: 44-21, Kahns Brief, 7/25/39 [25. Juli
1939])
Sie taten es nicht [die Beiträge kürzen].
[1940-1943 in den Ghettos wird alles weggestrichen,
unter den Augen der polnischen Katholiken - die extrem
antisemitisch waren. Viele jüdische Kinder haben auf
Bauernhöfen überlebt, indem sie dort geholfen haben, und
später wurden diese Kinder als "Christen" definiert, um
sie auf den Höfen zu behalten und weiter auf dem Hof zu
helfen, da die Männer im Krieg gefallen waren...]
Das Problem der jüdischen Kinder in Polen war sehr eng
mit der Frage der jüdischen Kultur und Religion
verbunden. Die Hauptaufgabe des JDC war zu versuchen,
die wirtschaftliche und soziale Struktur des
europäischen Judentums zu rette; aber das war nicht
möglich, und man wollte das auch nicht. Man verschloss
gegenüber kulturellen und erzieherischen Problemen die
Augen. Cyrus Adler, der Leiter des
Amerikanisch-jüdischen Komitees ("American Jewish
Committee"), fungierte als Vorsitzender des Kultur- und
Religionskomitee des JDC ("JDC's Cultural and Religious
Committee"). Im Jahre 1935 sagte er: "So hart wie die
Situation ist, wenn hier keine Anstrengung unternommen
wird, die Geister und die Seelen der jüdischen
Bevölkerung zu retten, dann wird da keine einziger Jude
mehr leben, den man retten kann."
(Endnote 65: Executive Committee, 3/26/35 [26. März
1935])
In dieser Stellungnahme lag einige Wahrheit, obwohl die
Gewahr weniger die einer sofortigen Assimilation war,
als die einer physischen und wirtschaftlichen
Eliminierung, samt einer sofortigen kulturellen
Degradierung und Niedergang. Wie es dann herauskam, so
war der Geist der jüdischen Bevölkerung doch
bemerkenswert standhaft, wenn man sich die schrecklichen
Hindernisse vor Augen führt. (S.206)
[Orthodoxe jüdische
Familien gekommen keine staatlichen Schulen für ihre
jüdischen Kinder]
Das erste und dringendste Problem war das der Schulen.
Die polnischen Schulen machten es für praktizierende
jüdische Kinder immer schwieriger, die Schulklasse zu
besuchen. In den 1930er Jahren wurden die speziellen
polnischen Schulen, wo jüdische Kinder am Shabbat vom
Schreiben ausgeschlossen waren, geschlossen. Dasselbe
passierte auch mit den jüdischen Privatschulen.
Die Vorwände waren normalerweise grundsätzlich formeller
Natur, und das hiess, Nichtbeachtung der Regeln
hinsichtlich der Raumgrösse, der Einrichtungen, und
ähnliches. Bei polnischen Schulen selbst aber wurden
solche Sachen nicht beanstandet.
[Jüdische Schulen haben
kein Geld für Renovationen - Kahns Warnungen, dass
geschlossene jüdische Schulen nie mehr öffnen werden]
Dann waren da jüdische Schulen, die aus anderen Gründen
renoviert werden mussten, nicht wegen dem Druck der
polnischen Behörden; diese Schulen, die im Grossen und
Ganzen von freiwilligen Beiträgen abhingen, waren ohne
finanzielle Hilfe kaum in der Lage, die Schule
auszubauen oder zu renovieren.
Im Jahr 1934 erging eine Warnung von Kahn an New York,
dass "die Schulen, wenn sie einmal geschlossen sind, von
den Polen nie mehr die Erlaubnis bekommen werden zu
eröffnen". "Die Institutionen, so heruntergekommen und
verfallen sie sind, werden sehr viel mehr Geld kosten,
wenn man sie nach dem totalen Zusammenbruch wieder
aufbauen muss."
(Endnote 66: R17, Brief von Kahn, 11/3/34 [3. November
1934])
In den frühen 1930er Jahren hatte Kahn grosse
Schwierigkeiten, Gelder zu bekommen, die er zugunsten
der physischen Einrichtungen der jüdischen Schulen
verteilen konnte, aber die Situation besserte sich dann,
weil die Gelder generell erhöht wurden. Zu diesem
Zeitpunkt hielt er seine Standpauke, dass Schulen so
produktiv wie die Industrie seien, und er machte seinen
Widerstand klar gegen jene in New York, die
"produktive" Investitionen auf Kosten der Schulen
ausweiten wollten.
[Jüdische Schulen im
antisemitischen Polen: Zahlen]
Die jüdisch-polnischen Schulstrukturen waren selbst ein
Durcheinander. Ende 1935 waren total 523.852 Kinder in
verschiedenen Typen von Institutionen registriert,
öffentliche und private, von der Primarschule bis ins
Alter von 18 Jahren. Von denen besuchten 343.671
polnische Schulen, miteingeschlossen jene, wo der
Beachtung des Shabbats eine gewisse Beachtung geschenkt
wurde. Dies galt für ungefähr 2/3 der jüdischen Kinder;
der Rest, 180.181 Kinder, besuchten jüdische
Institutionen verschiedenster Art. Die grösste davon
waren die religiösen Grundschulen, die traditionellen
chadarim, wo
jüdisches Recht und Religion den Hauptteil der Fächer
waren. Es wurde gesagt, dass in diese Schulen fast
50.000 Schüler gingen.
Ungefähr 35.585 Mädchen studierten in speziellen, eher
primitiven religiösen Institutionen, die parallel
(S.207)
zu den
chadarim
liefen. Ungefähr 16.000 Buben im höheren Schulalter
studierten in verschiedenen Typen der
yeshivoth (höhere
Institutionen des traditionellen Lernens); somit waren
über 100.000 Kinder in 963 religiösen
Erziehungseinrichtungen.
Vom Rest waren die wichtigsten die Tarbuth-Schulen, wo
die meisten Fächer in Hebräisch gelehrt wurden, weniger
in Polnisch oder Jiddisch, aber die beiden letzteren
Sprachen wurden auch gelehrt. Die Betonung in diesen
Schulen lag im modernen, sekulären Lernen, mit einem
sorgfältigen Gleichgewicht zwischen Wissenschaften,
humanen Fächern und Sport. Es ist überflüssig zu sagen,
dass dieses Schulnetzwerk unter zionistischem Einfluss
stand [weil Hebräisch als Sprache in Palästina
vorgesehen war und das Jiddische ausgerottet werden
sollte und in Palästina nicht mehr gesprochen werden
sollte]. Ein Total von 44.780 Kinder studierte in 269
Institutionen. Diese umfassten 9 Oberstufenschulen, von
denen viele der jungen zionistischen Führer zwischen den
beiden Weltkriegen in Polen kamen.
Ebenso zionistisch, modern und religiös waren die 299
Schulen der
Yavneh-Gruppe,
die 15.923 Schüler hatten. Die Yavneh stand unter dem
Einfluss der religiösen Zionistenparteien.
Ein spezielles Netzwerk jiddischer Schulen (167
Grundschulen und 2 Oberstufenschulen) wurde von Kreisen
organisiert, die dem Bund nahestanden; dieses Netzwerk
wurde
Cisho
genannt. Ein Total von 16.486 Kindern besuchte diese
Schulen; der Trend war linkslastig, mit Betonung auf
Jiddisch und Antizionismus [weil sie dachten, dass Juden
ihre Heimat nicht verlassen sollten].
Es gab auch ein kleines Netzwerk von 16 Schulen mit 2343
Schulen (Szulkult), das versuchte, Jiddisch und
Hebräisch zu kombinieren [ein multikulturelles
Schulsystem].
Dies war das Gesamtbild der jüdischen Grundschulen und
Oberschulen in Polen.
(Endnote 67: Alle Zahlen sind aus einem detaillierten
Bericht von Neustadt entnommen, datiert auf den 5/10/36
[10. Mai 1936]: Jüdischer privater und öffentlicher
Unterricht in Polen ("Jewish Private and Public
Instruction in Poland"; 46-Berichte)
Dem müssen noch die jungen Erwachsenen der 167
yeshivoth
hinzugefügt werden, mit ihren 31.735 Schülern, die ein
Rückgrat des traditionellen Judentums in Polen waren.
Das JDC bezahlte spezielle Beiträge an die yeshivoth,
vor allem weil Adler in ihnen eine gewisse Garantie für
die jüdische Existenz in Europa sah, und auch, weil die
vielen orthodoxen Helfer des JDC das Recht hatten,
finanzielle Hilfe für die yeshivoth zu erwarten. Neben
dem yeshivoth unterstützte das JDC auch das Jüdische
Wissenschaftliche Institut ("Jewish Scientific
Institute" (YIVO), das sein Hauptzentrum in Vilna hatte.
Im Jahre 1939 sagte ein JDC-Führer des YIVO, die
Errungenschaften der YIVO "die Hebräische Universität
[in Tel Aviv?] in ihren Errungenschaften kindisch
aussehen lasse."
(Endnote 68: 44-21, Komitee über Polen, 4/11/39 [11.
April 1939])
Dies kann nun etwas übertrieben gewesen sein, aber es
gab keinen Zweifel, dass das YIVO eine Institution mit
Qualität war, und sie hatte ein Recht, vom JDC Hilfe zu
erhalten. (S.208)
[Die JDC-Hilfe für die
jüdischen Schulen im antisemitischen Polen]
Das JDC hatte die Wahl, alle die verschiedenen Trends in
der jüdischen Erziehung zu unterstützen, oder keinen.
Die Schulen repräsentierten verschiedene Typen des
politischen Denkens, nicht weniger als verschiedene
Trends in der Erziehung, und das JDC konnte gegenüber
keiner speziellen Richtung irgendwie parteiisch sein.
Unterstützungsleistungen gingen deshalb an alle
Schultypen; aber das Prinzip, nur Investitionen zu
unterstützen, und nicht laufende Budgets, wurde
sorgfältig eingehalten. Dies wurde manchmal eher liberal
interpretiert - z.B., als man verschiedene Typen des
Lernens unterstützen musste; aber im Grossen und Ganzen
ging die Unterstützung des JDC in die Bauten, in die
Reparaturen, in die Anschaffung grundlegender
Schulausrüstung und ähnliches.
Von 1933 bis 1939 verdreifachten sich die Schulausgaben
des JDC
(Endnote 69: von 44.000 $ auf 121.000 $)
und während die totale Summe eher niedrig war, so hatte
diese Hilfe einen grossen Effekt. Wie in anderen Fällen
machte das JDC seine Unterstützung vom Anwachsen der
örtlichen Gelder abhängig. Ohne JDC-Beiträge hätten
diese Gelder nie materialisiert werden können. Damit
wurden viele Schulen in Polen gebaut, oder wurden
gerettet, und mit ihnen 1000e von Schülern.
[Späte 1930er Jahre:
Die letzten Jahre der jüdischen Schulen in Polen]
Und auch trotz all diesen Leistungen gingen die
Schliessungen jüdischer Schulen in ganz Polen bis in die
späten 1930er Jahre weiter. Im Cisho-Netzwerk allein
schloss die polnische Regierung zwischen den beiden
Weltkriegen 62 Schulen mit 8400 Schülern geschlossen,
unter einer ganzen Liste von Vorwänden. Kahn vermutete,
dass die Polen auch das Tarbuth-Netzwerk angreifen
würden. Dasselbe Muster, das wir auf anderen Gebieten
beobachten konnten, wurde auch hier angewandt: Die
Gelder, die das JDC in Polen zu seiner Verfügung hatte,
konnten einfach keine Radikalkur der massiven Krankheit
bewirken, an der die jüdische Wirtschaft und die
Sozialstruktur litt. Ohne JDC-Hilfe, so muss freilich
angenommen werden, wäre die Situation noch viel
schlimmer gewesen; mit der Hilfe war es schon schlimm
genug.