[A.
Die Zerstörung der jüdischen Existenz in Polen
1929-1939]
[5.11. Die Arbeit des JDC in Galizien]
Eine dieser Probleme war der Kampf gegen die
Zentralisierung, denn es bestanden regionale Interessen,
speziell in Galizien, das sehr arm war, aber eine grosse
kulturelle Tradition hatte und eine
Unabhängigkeitstradition besass. Galizien war
traditionell unter starkem zionistischen Einfluss, und
es bildet sich eine Gruppe von Führern heraus, darunter
Alfred Silberschein, der einen speziell wichtigen Platz
einnahm. Silberschein, ein zionistischer Führer,
favorisierte die Dezentralisierung, und er gewann die
Unterstützung der meisten einflussreichen Kreise des
jüdischen Wirtschaftslebens in Galizien. Im Frühjahr
1937 lebten 25 % der totalen jüdischen Bevölkerung
Polens in Galizien. Aber die galizischen Juden waren in
allen wirtschaftlichen Aktivitäten des JDC
unterrepräsentiert. Diese Anschuldigung selbst wäre
unbemerkt geblieben, wenn nicht eine Organisation
gegründet worden wäre, die American Committee for Aid of
Jews in Galicia hiess [Amerikanisches Komitee für
jüdische Hilfe in Galizien], das drohte,
Spendensammlungen in Konkurrenz zum JDC durchzuführen.
Im Frühjahr 1937 beantragte das JDC beim Warschauer Büro
eine Erklärung und Vorschläge, und im April und Mai 1937
kam es dann dazu. Sie entdeckten einen
Meinungsunterschied zwischen dem Leiter des Warschauer
Büros, Isaac Giterman, und seinen zwei Oberstleutnants,
David Guzik und Leib Neustadt. Neustadt und Guzik waren
für eine maximale Zentralisierung, und sie waren bereit,
Silberscheins Antrag, dass das JDC spezielle
Organisationen für seine dortigen Freien
Kreditinstitutionen einrichten sollte, zu bekämpfen.
Giterman andererseits anerkannte die Tatsache, dass
Galizien auf vielen Gebieten getrennte Institutionen
hatte; es wurde deswegen vom JDC ein separates
CEKABE-Komitee für Galizien aufgestellt, aber doch erst
im Frühjahr 1939. Wichtiger war, dass herauskam, dass
eine Anzahl lokaler Unternehmungen (wahrscheinlich mehr
als Galiziens eigentlicher Anteil) durch die CEKABE
eingerichtet wurde: eine Kettenherstellung in
Stanislawow, eine Zimmermannskooperative in Stryi, zwei
Schlossereien (S.203)
in Czortkow, und eine Möbelexportfirma in Lwów und so
weiter.
(Endnote 63: 14-39)