[A. Die
Zerstörung der jüdischen Existenz in Polen 1929-1939]
[5.9. Die JDC-Arbeit im antisemitischen Polen:
Kassen - jüdische Hungersnot]
[1930er Jahre:
Antisemitisches Polen: Das JDC gibt den polnischen Juden
keine Hilfe - Hilfe kommt nur in speziellen Fällen bei
Flut oder bei Pogromen]
Angesicht dieser Hindernisse und Schwierigkeiten war die
Politik des Verteilungskomitees JDC hartnäckig und
erbarmungswürdig. In den 1930er Jahren
setzte das JDC seine
Haltung (S.195)
fort, Ausgaben für
Fürsorgegelder
zu
verweigern.
[Es ergibt sich der Verdacht, dass auch das JDC auf der
zionistischen Linie stand, die jiddisch-sprechenden Juden
auszurotten].
Aber diese Politik konnte nicht immer beibehalten werden.
Es gab Naturkatastrophen wie im Sommer 1934 das Hochwasser
in Galizien, das schätzungsweise einen Schaden von 1
Million Zloty anrichtete (200.000 $). Die polnische
Regierung richtete ein "nichtreligiöses" Hilfskomitee ein
(mit einem jüdischen Vertreter) und das JDC steuerte
10.000 $ oder 5 % der benötigten Summe bei.
Dann waren selbstverschuldete Katastrophen. Nach jedem
Pogrom kam das JDC und rettete, was es noch zu retten gab.
Seine freien Lohnkassen wurden in Örtlichkeiten, die von
den Ausschreitungen betroffen waren, gestärkt, und die
Kinderhilfe, Gesundheit und Erziehungsinstitutionen, die
vom JDC unterstützt wurden, erhöhten ihre Kontingente, um
so gut wie möglich zu helfen.
Einige der Punkte, die im JDC-Budget als konstruktive
Hilfe auftauchten, um Organisationen zu unterstützen,
waren in Tat und Wahrheit nicht mehr als intelligent
beantragte Hilfsgelder für betroffene Gemeinden. Das war
in der Tat konstruktiv.
[Industrialisierungspläne
des JDC für Polen]
Aber generell gesagt bewegte sich das JDC in seiner
Annäherung an das polnisch-jüdische Problem mehr und mehr
in Richtung des Industrialisierungsplans, der von Kahn
vertreten wurde. Die Summen, die Polen gewidmet waren,
stiegen, und es schien eine Gelegenheit da zu sein, um
Kahns Plan zu testen.
[Die Industrialisierung, die Stalin in der Sowjetunion in
den 1930er Jahren durchführt, wird in Polen erst ab 1950
durchgeführt].
[Die JDC-Kassen sind zum
Teil nicht in Betrieb!]
Das Problem der Industrialisierungspläne war eng verbunden
mit der Zukunft der freien Kreditkassen der
Aufbaustiftung. Die älteren, eher konservativen
Kreditkassen konnten jenen Hilfe geben, die durch niedrig
verzinste Kredite in einer stärkeren ökonimischen Position
waren. Wir haben auch gesehen, dass die Position dieser
Kassen wegen der Wirtschaftskrise von 1929 schwächer
wurde.
Auf dem Papier gab es im Jahr 1933 in Polen immer noch 680
solche Institutionen, aber eine unbestimmte Anzahl davon
war in Tat und Wahrheit inaktiv. Im Jahr 1934 wurde
geschätzt, dass nur 340 von 601 noch als in Betrieb
registriert waren. Die Zahlen, die in verschiedenen
JDC-Quellen stehen, waren widersprüchlich; aber bis 1935
sollen nur noch 223 Kassen in Betrieb gewesen sein, und
221 weitere waren inaktiv.
[1935-1937: Polen im
Antisemitismus: Aufbaufond zur Reorganisierung der
JDC-Kassen]
Der Aufbaufond kam, und während der Jahre 1935-1937 wurde
wirklich versucht, die Kassen zu reorganisieren. Ihre
Wichtigkeit lag alles in allem in der Tatsache, dass eine
hohe Anzahl Kleinhändler, Bauern, (S.196)
und Kleinhandwerker, wie auch Mitglieder der Intelligenz,
sie in Anspruch nahmen. Sogar im Frühjahr 1936 wurde die
Anzahl aktiver Mitglieder auf über 47.000 geschätzt. Es
gab eine Dachorganisation dieser Kassen, die stark von
zionistischen Elementen beeinflusst war. Diese Gruppe, der
Verband, hatte keine finanziellen Verantwortlichkeiten,
sondern sollte die Kassen überwachen und darauf schauen,
dass die Regeln und Gesetze beachtet wurden. Effizient war
das überhaupt nicht.
Im Herbst 1936 intervenierten Kahn und die ICA [Jewish
Colonization Association] entschieden und erklärten, dass
sie den direkten Kontakt zu den Kassen aufrechterhalten
würden und nicht länger über den Verband arbeiten würden.
[Mai 1937: Polen im
Antisemitismus: Die Aufbaustiftung richtet eine Zentrale
Finanzinstitution ein unter Karol Sachs]
Trotz der negativen Erfahrung mit der Zentralbank in den
frühen 1930er Jahren setzte die Aufbaustiftung eine neue
Zentrale Finanzinstitution ein ("Central Financial
Institution"), unter Leitung des Industriellen Karol Sachs
und dessen konservativem und in breiten Teilen
assimilierten Gefolge. Sachs empfing die höchste
Auszeichnung, die das JDC einem polnischen Juden verleihen
konnte: Er wurde "in die Klasse unserer eigenen Führer in
Amerika" aufgenommen.
(Endnote 52: r10, Troper Bericht, 2/17/39 [17. Februar
1939])
Die Institution wurde im Mai 1937 ins Leben gerufen, und
von da an gab die Aufbaustiftung den Kassen ihre Kredite
über die Zentrale Finanzinstitution, ohne den Verband mit
seinen organisatorischen Fragen und Regeln. Im Jahr 1937
stellte die Stiftung 1 Million Zloty bereit (200.000 $),
um die Kassen zu reorganisieren und zu reaktivieren, und
der sehr effektive Vizedirektor, Noel Aronovici, trieb
immer dazu an.
[1932-1937: Kassenarbeit
ohne Industrialisierung]
Zur gleichen Zeit verfolgte die Stiftung [Reconstruction
Foundation] eine sehr konservative Politik. Zwischen 1932
und 1935, während und nach der Auflösung der Zentralbank,
zog die Stiftung eigentlich mehr Gelder aus den Kassen ab,
als sie ihnen Kredite gab.
(Endnote 53: Zwischen 1932 und 1934 wurden 745.000 Zlotys
in Krediten gewährt und 2.394.000 Zlotys durch
Rückzahlungen empfangen (46-Bericht 36/7, Memorandum of
9/30/37 [30. September 1937])
Dieses Geld wurde nicht der Stiftung zurückgegeben,
sondern blieb in Polen. Es wurde aber auch nicht
reinvestiert, bis die neue Zentrale Finanzinstitution
1937/1938 eingerichtet war. Im Jahr 1937 - so zeigen die
Bücher der Stiftung - lag eine Cash-Reserve von 494.000 $
vor, und die Gesamtausgaben in gewährten Krediten dieses
Jahres waren beträchtlich weniger als das. Die ICA hatte
keinen wirklichen Wunsch, die Gelder in die zweifelhaften
Industrialisierungspläne in Polen zu investieren, und
somit verfolgten die Kassen weiter ihre Arbeit, denjenigen
zu helfen, deren wirtschaftliche Situation
gesund war. Am Ende
des Jahres 1937 funktionierten 241 (S.197)
Kassen und 161 weitere warteten auf ihre Reorganisation;
205 andere arbeiteten nicht und mussten liquidiert werden.
[Ergänzung: Es kommt ein schwerer und logischer Verdacht
auf: Die Industrialisierung in Polen sollte nur ohne die
jiddischen Juden realisiert werden. Die antisemitische
polnische Regierung wollte nicht, dass sich die Juden
durch die Industrialisierung integrieren würden, wie sie
in der Sowjetunion integriert waren. Somit sollten die
jiddischen Juden zuerst ausgerottet werden, und erst dann
sollte die Industrialisierung ab den 1950er Jahre kommen].
Gleichzeitig umfasste die Aufbaustiftung in ihrem
Arbeitsprogramm Kreditkassen von Kaufleuten eher auf einer
beschäftigungsmässigen als auf einer generellen Basis. Die
funktionierenden Kassen umfassten 37 solche
Kaufleute-Institutionen, die sehr kleine Banken waren;
diese waren ziemlich erfolgreich. Ende 1937 zählte man in
Polen 68.000 Kassenmitgliedschaften.
[Kreditkassen der
Aufbaustiftung helfen, jüdische Geschäfte der
innerpolnischen jüdischen Flüchtlinge in den Städten
wiederaufzubauen]
Wie wir schon gesehen haben begann die Situation des
polnischen Judentums sich Anfang 1939 leicht zu erholen.
Nichtsdestotrotz verschlimmerte sich die ökonomische
Situation, und die Kreditkassen mussten intervenieren, so
dass die Arbeit eher eine Prävention gegen die Katastrophe
als eine Aufbauarbeit war. Während die meiste
diesbezügliche Arbeit durch die Freien Kreditkassen
getätigt wurde, spielten auch die Kreditkassen der
Aufbaustiftung ihren Rolle. Ein Bericht im Jahre 1939
behauptete, dass an vielen Orten die Kassen die
Vernichtung von jüdischen Marktständen und Bäckereien
verhindert hätten; Juden, die bei Pogromen 1937/1938 zum
Verlassen ihrer Dörfer gezwungen worden waren, bekamen nun
Hilfe, ihre Betriebe in Städten aufzubauen. Gewisse
Projekte, die die erfolgreicheren Handwerker und Händler
betrafen, solche wie z.B. Geflügelzüchter, Getreidemühlen
und Sodaproduktion, empfingen ebenso Hilfe der Kassen.
(Endnote 54: R60, Bericht von 4/18/39 [18. April 1939])
[Die Aufbaustiftung ist
zu strikt - viele Kassen sind durch die Stiftung selbst
ruiniert]
Die Verhältnisse zwischen den Kassen und der
Aufbaustiftung waren nicht immer glücklich. Die Stiftung
sorgte für Kredite, aber nur unter strikten Bedingungen.
Bei den schlimmen Bedingungen der Wirtschaftskrise in
Polen aber kam es zu bitteren Schuldzuweisungen
gegen die rigide Haltung, wie die Vereinbarungen
interpretiert wurden. Es konnte sogar die Klage gehört
werden, dass die Stiftung "barsch und unbarmherzig Kredite
eingesammelt habe, und viele Kassen wurden dadurch
ruiniert", durch die Stiftung selbst.
(Endnote 55: Raphael Szereszewsky, zitiert in einem
Bericht der Aufbaustiftung ("Reconstruction Foundation"),
5/22/36 [22. Mai 1936], WAC, Schachtel 347 (d)
[Ergänzung: Dies ist der Sinn: Den jiddischen Juden sollte
nicht geholfen werden...]
Dagegen stand die Stiftungspolitik, die ganz klar "nicht
den schwachen und ungesunden helfen sollte, sondern die
gesunden und sicheren Positionen stärken sollte."
(Endnote 56: 44-21, Alexander Kahn Bericht, 12/9/37 [9.
Dezember 1937])
[Populäre Freie
Kreditkassen]
Das Hauptinstrument der Aufbauarbeit in Polen war aber
nicht die Kreditkasse sondern die Freie Kreditkasse. Diese
Institutionen, wie man sich erinnert, waren die Gründung
des JDC und hatten keinen (S.198)
Kontakt mit den Unternehmungen, die von der Aufbaustiftung
betrieben wurden. Sie wurden unglaublich populär, als die
Wirtschaftskrise sich verschärfte, weil sie für die
Kredite fast keine Zinsen verlangten. 1933 gab es in Polen
676 solche Kassen, bis 1939 waren es 841. Dies hiess, dass
in praktisch jedem jüdischen Dorf eine Kasse existierte,
wo verarmte Handwerker, Händler, Intellektuelle, und zu
einem gewissen Grad auch Arbeiter, Kredite aufnehmen
konnten, um sie über die Welle der schwierigen Zeiten zu
helfen. Diese Kredite waren sehr klein, durchschnittlich
16 $. Aber sie sorgten oft dafür, dass ein Juden von
öffentlicher Verfolgung verschont blieb.
[CEKABE gibt den Kassen
Kredite]
Die zentrale Institution der Kassen war der CEKABE
(Endnote 57: Dies sind die polnischen Anfangsbuchstaben
für Zentrale Gesellschaft für Freie Kredite und
produktiven Arbeitsförderung ("Central Society for Free
Credit and Furthering of Productive Work") under der
jüdisch-polnischen Bevölkerung).
durch die die Kredite an die Kassen kanalisiert wurden;
sie erfüllte auch die Funktionen, die der Verband
hinsichtlich der Gründung der Kreditkassen ausgeübt worden
waren.
[Kassenzahlen]
Die gesamten Beträge, die von den Freien Kreditkassen
ausgeliehen wurden, waren anfänglich beträchtlich unter
den Krediten der Gründungskassen - im Jahr 1934 liehen
letztere 38,8 Millionen $ aus, während bei den Freien
Kreditkassen nur 2,2 Millionen $ ausgeliehen wurden - aber
die Anzahl der freien Kredite stieg in den 1930er Jahren
stetig an. Die durchschnittlich beliehenen Summen waren
klein, was ein Indikator für den Niedergang der jüdischen
Positionen war.
Während die Anzahl der freien Kredite und ihre totale
Summe anstiegen, war die Arbeit der Aufbaukreditkassen am
Sinken: Im Jahr 1936 liehen die Aufbaukreditkassen 15,8
Millionen $, oder 40 % der Summe von 1934.
Tabelle
13: Freie Kreditkassen in Polen
|
Jahr
|
Anzahl Kredite
|
Totaler Betrag (in Millionen Zloty)
|
durchschnittliche Kreditsumme
(in Zloty)
|
[Umrechnung in $]
|
1933
|
135.600
|
10,7
|
79
|
($16)
|
1934
|
125.000
|
11,0
|
88
|
($ 17,60)
|
1935
|
149.214
|
14,5
|
97
|
($ 19,40)
|
1936
|
163.670
|
15,0
|
92
|
($ 18,40)
|
1937
|
191.294
|
18,0
|
94
|
($ 18,80)
|
1938
|
221.226
|
20,0
|
90
|
($ 18)
|
(Endnote 58: Die Zahlen sind ziemlich
problematisch. Zwischen den einzelnen Berichten
gibt es Abweichungen. Es muss daran erinnert
werden, dass es in fast jeder Ortschaft
Selbsthilfe-Institutionen gab, die sich den
JDC-unterstützten Kassen annäherten, und viele
von diesen waren von der CEKABE nicht anerkannt.
Die Berichte der Ortschaften waren nicht immer
genau.
|
(S.199)
Mit dem relativen Anstieg der verfügbaren Gelder in Polen
kehrte Kahn zu der Idee der industriellen Investitionen
und anderer konstruktiver Investitionen an strategischen
Orten zurück. Im Mai 1935 beantragte er für diesen Zweck
eine spezielle jährliche Ausschüttung von 100.000 $. Die
Idee wurde von Baerwald befürwortet, der in einem
Memorandum im September dieses Jahres das Projekt
voranbrachte.
(Endnote 59:
-- Kahn an Warburg, 5/11/35 [11. May 1935], 15-33;
-- and 44-5, Baerwald Memo, 9/18/35 [18. September 1935])
Es wurde um britische Hilfe gebeten, und das
Abgeordnetengremium stimmte der Beteiligung an dieser
Leistung zu.
Bis in die ersten Tage des Aprils 1934 gründete die CEKABE
einen Jüdischen Wirtschaftsrat ("Jewish Economic Council")
unter Leitung von Isaac Giterman. Der begann nun seine
Arbeit und startete im Jahr 1936 eine vorsichtige Hilfe
beim Aufbau kleiner und lokaler Handwerksbetriebe und
Industrien. Dazu kam die Überwachung, die Qualitätsprüfung
der Produkte und wenn nötig die Hilfe, entsprechende
Märkte zu finden. Diese langsame, aber sehr effektive Art
der Kleinarbeit setzte sich in den Jahren 1937 und 1938
fort.
[1938: Unterkomitee TER
für die Suche von Exportmärkten - Finanzierung durch das
JDC und anderen]
Ein spezielles Unterkomitee mit dem Namen TER wurde im
Januar vom Wirtschaftsrat etabliert. Es übernahm die
Aufgabe, Exportmärkte zu finden für diejenigen Geschäfte,
die dies brauchten. Dadurch wurde erhofft, auch ein
gewisses Mass an Regierungshilfe zu erhalten. Das JDC
investierte in dieses Unterkomitee insgesamt 410.000 $;
weitere 30-40 % wurden auf lokaler Ebene gegeben.
[JDC organisiert Hilfe
für Familien und Handwerker durch Spendensammeln bei den
Landsmannschaften in "Amerika"]
Zusätzlich erging der Ruf an gewisse
Auswandererorganisationen in Amerika, die von gewissen
Orten ausgewandert waren (Landsmannschaften). Diese wurden
gebeten, dem JDC ein Minimum von 2000 $ zu spenden. Bis
1938 hatten 250 Landsmannschaften geantwortet, und das JDC
wendete für diese kleinen Spenden eher grosse Summen auf.
Die Ausgaben wurden unter der Überwachung der CEKABE
geführt.
Im Jahr 1937 wurde durch diese kleinen Vorgänge ungefähr
5000 Familien geholfen, darunter Kleinbetriebe wie
mechanische Weberei (in Choroszcz), Schreinerkooperativen
(Tarnopol), Sattlerkooperativen (Chelm), und
halblandwirtschaftiche Arbeiten wie Gemüseanbau, Anbau
medizinischer Pflanzen und ähnliches.
[CEKABE hilft Familien
und Handwerkern - JDC-Hilfe für Familien - 1 Mio. Juden
am Rand oder in Hungersnot]
Ein anderer Tätigkeitsbereich der CEKABE war die
Etablierung kleiner Molkereien in den städtischen
Aussenbezirken. diese Arbeit wurde 1938 weitergeführt. Es
gab 2088 Familien, die in dieser Weise im ersten Halbjahr
(S.200)
eine Hilfe empfingen, aber über die restliche Zeit und
über den Kriegsausbruch hinaus fehlen uns weitere Angaben.
(Endnote 60: 46-Bericht 1938. Im Jahr 1937 entwarf Jacob
Lestschinsky für Simon Marks einen Industrialisierungplan
des polnischen Judentums, auf der Basis derselben
Prinzipien wie der Kahn-Plan: "Die Schwachen und
Ungesunden kann man nicht retten, sondern man muss die
gesunden und sicheren Positionen verstärken." Der Plan
würde 4 Millionen $ kosten, von denen 3 Millionen vom
Ausland kommen würden. Siehe 44-21, Komitee über Polen
12/9/37 [9. Dezember 1937])
Bis ins Frühjahr 1938 hatte Kahn genügend Erfahrung
gesammelt und entschied, dass sich das Experiment lohnen
würde. Im Januar des Jahres [1938] bat er für diese Art
von Wirtschaftsaufbau um eine jährliche Auszahlung von 1
Million $, und hoffte, dass innerhalb von 5 Jahren eine
Beschäftigung von 23.000 Familien generiert werden konnte.
Es kann mit Sicherheit geschätzt werden, dass das
Verteilungskomitee JDC bis Ende 1938 auf diese Art durch
die neuen Unternehmungen ungefähr 10.000 Familien neue
Anstellungen vermittelt hat.
Dies für sich war ein Teilerfolg, und das JDC konnte
wirklich darauf stolz sein. Im Gesamten gesehen war der
Erfolg jedoch ziemlich klein, wenn man den ökonomischen
Niedergang der jüdischen Bevölkerung in Polen
berücksichtigt, und wenn man berücksichtigt, dass
ungefähr eine Million Leute
am Rande oder bereits jenseits der Grenze zur Hungersnot
lebten. Das grundlegende Problem des JDC war,
dass das JDC mit seinen relativ kleinen Summen nur
denjenigen helfen konnte, die über der Gefahrengrenze
lagen. Das JDC war keine Regierung, und es konnte das
Problem der hungernden Million nicht lösen.
Einige Jahre lang konnte das JDC auf die Hilfe der
britischen Juden zählen. Im Jahre 1935 sandten die
britischen Juden beinahe 40.000 Pfund (fast 200.000
$) nach Polen, das vom JDC verteilt wurde, ebenso im Jahr
1936. Aber im Jahr 1937 lehnten der pro-zionistische und
der nichtzionistische Flügel in Britannien die Hilfe für
Polen ab, wobei die Zionisten eine solche Hilfe
befürworteten. Die Sammlungen gingen zurück, und es wurde
keine wirkliche Hilfe mehr geleistet. Die Hilfe der
britischen Juden war aber doch von einem anderen
Gesichtspunkt aus gesehen wichtig. Das JDC und die ICA
(primär eine britische Organisation) waren sehr an
Berufsausbildungen interessiert. Das JDC sah dies als eine
seiner Hauptaufgaben an.