|
|
Teilen: |
Facebook |
|
Twitter
|
|
|
Kapitel 5. Der Vorlauf zum Holocaust
[A. Die Zerstörung der jüdischen Existenz in Polen 1929-1939]
[5.8. Klagen des antisemitischen Polen im Ausland für die Auswanderung des polnischen Judentums]
[1938: Evian-Konferenz: Klagen des antisemitischen Polen für die Auswanderung des polnischen Judentums]
Als Präsident Roosevelt im Juli 1938 die Nationen der Welt für ein Treffen in Evian zusammenrief, um das Problem der Flüchtlinge aus Deutschland zu diskutieren, machte sich auch die polnische Regierung bemerkbar und verlangte, dass die Evian-Konferenz das Problem der jüdischen Auswanderung aus Polen diskutieren sollte.
Die Amerikaner und die Briten lehnten dies ab, aber die Polen versuchten, von den Juden selbst zu verlangen, dass ddas polnisch-jüdische Problem in Evian miteingeschlossen wurde. Im Verlaufe dieser Kampagne traf der polnische Botschafter in Washington, Graf Potocki, das Amerikanisch-jüdische Komitee und das JDC (am 8. Juni 1938). Er verlangte eine Auswandeurng von 50.000 jährlich und unterstellte, dass die relativ kleine Auswanderungszahl von 30.000 im Jahr 1935 einen psychologisch beruhigenden Effekt auf den polnischen Antisemitismus gehabt habe.
(Endnote 49: Gespräch zwischen Potocki, Waldman und Hyman, 6/8/38 [8. Juni 1938], CON-2)
(Die Tatsachen sprachen natürlich anders. Nach der Auswanderung von 1935 kam es zwar zu einem "beruhigenden Effekt", aber im Spätjahr 1935 und im Jahr 1936 steigerte sich die Pogrom-Aktivität. Nichtsdestotrotz wurde das Argument, dass Auswanderung einen Effekt hätte, antisemitische Ausbrüche zu verhindern, unter den jüdischen Führern in Polen ein tief verwurzelter Glaube).
[1937: New York: Der polnische Konsul Gruszka äussert, dass jüdische Auswanderung der Demokratie helfen würde...]
Derselbe Punkt wurde in einer Diskussion in New York im Oktober 1937 in einer subtileren Art angesprochen, zwischen dem polnischen Generalkonsul, Sylvester Gruszka, und dem JDC. Gruskka verlangte auch die Auswanderung. Er gab bekannt, dass
-- dies dem demokratischen und liberalen Flügel in der polnischen Regierung in ihrem Kampf gegen die polnischen Reaktionäere eine Hilfe sein würde
-- und dass deshalb die Unterstützung des amerikanischen Judentums für Polen sehr wichtig sei.
-- Er bat speziell darum, dass die New York Times überzeugt werden sollte, nicht mehr anti-polnische Artikel zu schreiben
-- dass der Einfluss des amerikanisch-jüdischen Kapitals in Polen organisiert werden solle
-- und dass der JDC helfen solle, jene amerikanisch-jüdischen Organisationen von der öffentlichen Bühne in Polen zu vernichten, die die Polen als störend betrachteten.
[Das Hauptproblem, die Wirtschaft, wird damit aber nicht gelöst].
[Amerikanische Föderation der polnischen Juden (AFPJ): Kampagnen gegen Antisemitismus - Gruszka will die jüdischen Organisationen gegeneinander ausspielen]
Letzeres bezog sich auf die Amerikanische Föderation der (S.194)
polnischen Juden, die eine Propagandakampagne mit breit angelegter Oberschwingung gegen Antisemitismus führte. In der AFPJ gab war beträchtlicher zionistischer Einfluss am Werk, und sie versuchte sogar, in den USA für polnische Angelegenheiten Geld zu sammenln, was in den Augen des JDC falsch war. Als Gruska versuchte, die Feindlichkeiten zwischen den beiden jüdischen Organisationen zu benutzen, um sie gegeneinander auszuspielen, verweigerte Hyman die Mitarbeit.
Die AFPJ, so sagte er Gruska, war ganz schön nützlich, wenn sie nur die konkurrenzierenden Spendensammlungen stoppen würden. Er und Kahn "sagten sehr deutlich, dass wir der Idee nicht beipflichten können, Druck auf Juden in Polen auszuüben, die mit der Föderation verbunden sind."
(Endnote 50: Gespräch zwischen Gruszka, Kahn, und Hyman, 10/17/37 [17. Oktober 1937], CON-2)
[Gruszka: Das JDC ist Hauptkraft der Entwicklungshilfe für Polen]
Gleichzeitig gab Gruszka bekannt, dass das JDC insgesamt die Quelle war, die Polen am meisten Geld zukommen liess, und die Zusammenarbeit war für jegliche Entwicklung notwendig, die im Zusammenhang mit der Modernisierung der polnischen Industrie stand, mit dem Wachstum der polnischen Exporte in die USA, und für die Auswanderung der Juden.
[Das Chamäleon der polnischen Politik im Ausland (Fassade) und im eigenen Land (Realität)]
Bei der Planung seiner Politik in Polen hatte das JDC den Unterschied zwischen den Äusserungen der polnischen Repräsentanten im Ausland und der aktuellen Regierungspolitik gegenüber den Juden zu beachten. Im Ausland wurde der Druck für jüdische Auswanderung gekoppelt mit dem Plan der Modernisierung der polnischen Wirtschaft und mit Stellungnahmen, die die Hoffnung ausdrückten, dass die Juden, die in Polen bleiben würden, politisch assimiliert würden und patriotische Polen werden würden.
[Polen im Antisemitismus: Giterman von JDC berichtet, dass eine faire Behandlung der Juden die Abwahl von Politikern verursachen würde]
Die Juden in Polen waren zu Polen loyal (die Alternativen in den 1930er Jahren waren ja nur Nazi-Deutschland oder die Sowjetunion). Aber die aktuelle Praxis der polnischen Regierung neigte nicht zu einer solch optimistischen Handlungswiese und es gab keine relativ freundlichen Voraussetzungen. Der Leiter des JDC-Büros in Polen, Isaac Giterman, erklärte ziemlich unverblümt - auf der Basis der vollen Kenntnisse über die polnische Politik gegenüber Juden - dass es schlichtweg keine Möglichkeit einer liberaleren Behandlung der Juden gab. Der polnische Antisemitismus war in der örtlichen Bevölkerung eingewurzelt, und jeder Minister, der die Juden fair behandeln würde, würde seine Position verlieren.
(Endnote 51: 44-6-Neville Laski Bericht, August 1934)
|
|