[4.7.
McDonalds gibt seinen Job auf - sein Appell für
"gemeinsame Aktion"]
[Frühjahr 1935:
Frankreich verweigert Arbeitserlaubnis für jüdische
Flüchtlinge [auch] wegen ökonomischen Gründen]
McDonalds Hauptproblem war Frankreich. Es herrschte
Wirtschaftskrise. Dort verteidigten die
französisch-jüdischen Komitees die französische
Regierungspolitik, warum keine Arbeitserlaubnis gegeben
werden konnte, ohne dass der Antisemitismus ansteigen
würde. Das Verteilungskomitee JDC, der Hauptverbündete
von McDonald, wurde von Kahn vertreten, der über die
französischen Juden sein scharfes Missfallen äusserte
mit dem Argument, dass viele Leute, darunter 1200
Kinder, in Paris buchstäblich am Verhungern waren - eine
Situation, die absolut nicht zu rechtfertigen war.
(Endnote 33: R16)
Das Teilversagen oder das komplette Versagen seiner
Anstrengungen führte McDonald dahin, die Aufgabe seines
Postens in Betracht zu ziehen. Bis August 1935
behandelten die Franzosen McDonald "wie einen kleinen
Bürogehilfen, dessen Dienste nicht mehr länger notwendig
waren, und der sofort entlassen werden sollte", wie Kahn
es ausdrückte.
(Endnote 34: WAC, Box 323 (c), Kahn an Warburg, 10/30/35
[30- Oktober 1935])
[Sep 1935: McDonalds
gibt seinen Posten auf und schlägt Norman Bentwich
vor]
McDonald war zu unabhängig, zu fordernd, und zu
energetisch. Er hatte zu radikale Positionen. In einem
Brief an Eleanor Roosevelt prophezeite er einen
kommenden grossen Exodus der deutschen Juden und fragte,
wie lange diese Angelegenheit noch als rein deutsche
Angelegenheit betrachtet würde."
(Endnote 35: WAC, Box 324 (a), McDonald an Mrs.
Roosevelt, 7/24/35 [24. Juli 1935])
Schliesslich entschied er im September zurückzutreten
und schlug Norman Bentwich als seinen Nachfolger vor.
(Endnote 36: WAC, Box 324 (a), McDonald an Warburg,
9/9/35 [9. September 1935])
[Am 15. September 1935 werden im Dritten Reich die
Nürnberger Gesetze erlassen].
[McDonalds
Rücktrittserklärung: McDonalds appelliert für eine
"gemeinsame Aktion"]
Seine Rücktritt war ein politischer Akt. Er machte es in
Form eines Briefes an den Generalsekretär des
Völkerbundes, der in der Weltpresse wörtlich oder in
langen Auszügen publiziert wurde. (S.149)
(Endnote 37: Dated 12/27/35 [27. Dezember 1935]; siehe:
Jewish Chronicle, 1/3/35 [3. Januar 1936])
Norman Bentwich, James N. Rosenberg, und Felix M.
Warburg waren vollständig konsultiert worden, und der
Brief war wirklich auch ein Resultat der Zusammenarbeit.
Speziell McDonald verdammte die Nazi-Politik gegen die
Juden und appellierte an eine "gemeinsame Aktion" durch
den Völkerbund. Er verneinte dabei, dass dies ein
internes deutsches Problem sei. Praktisch ausgedrückt
war sein Anspruch auf "freundliche, aber feste
Fürsprache bei der deutschen Regierung, mit allen
friedlichen Mitten von Seiten des Völkerbundes, seiner
Mitgliedsstaaten und anderen Mitgliedern der Gemeinsaft
der Nationen", kaum ein Mittel, die Deutschen zu einer
Änderung zu bewegen, sondern deren Haltung wurde sogar
akzeptiert. Aber der Wert des Dokuments lag
hauptsächlich in der unmissverständlichen Verdammung der
deutschen Politik, die ein Flüchtlingsproblem
produzierte, was nun international gerügt wurde.
[Britische Stimmen
meinen, Hitler würde nachgeben]
McDonalds Rücktritt hatte keinen unmittelbaren positiven
Effekt. Einige Zeitungen in Britannien, die Auszüge des
Briefes publizierten, zeigten in ihren Kommentaren, wie
weit sie von einer realistischen Wahrnehmung der
Situation entfernt waren.
Am 10. Dezember 1935 zum Beispiel schrieb die London
Times, dass
Deutschland dem Druck der öffentlichen Meinung nicht
werde standhalten können, und der News Chronicle fügte
hinzu, dass Mr. Hitler auf eigene Gefahr die Weltmeinung
ignorieren würde.
[14. Februar 1936: Der
neue Hochkommissar ist Sir Neil Malcolm]
Am 14. Februar 1936 bestimmte der Völkerbung den
britischen General im Ruhestand, Sir Neil Malcolm, als
den neuen Hochkommissar. Als Antwort auf die Frage,
welche Politik er machen würde, antwortete er kurz und
bündig: "Ich habe keine Politik, aber die Politik des
Völkerbundes muss sich mit dem politischen und
gesetzlichen Status der Flüchtlinge beschäftigen. Das
hat nichts zu tun mit der eigenen Politik von
Deutschland."
(Endnote 38: Zitat in Morse, op. cit [While Six Million
Died; New York 1968], S. 191)
[Der Joint sieht, dass
der Hochkommissar nicht helfen kann - der Joint muss
direkt helfen]
Der Versuch, sich auf internationaler und humanitärer
Stufe mit dem jüdischen Flüchtlingsproblem zu
beschäftigen, war zum ersten Mal gescheitert; dies
provozierte eine harte Untersuchung über die Mittel des
Verteilungskomitees JDC, inwiefern Hilfe an die
deutschen Juden möglich sei. Diesen Anstrengungen galt
nun das Hauptaugenmerk. (S.150)