Kontakt / contact     Hauptseite / page
            principale / pagina principal / home     zurück / retour / indietro / atrás / back
zurück / retour / indietro / atrás / backvoriges   nächstesnext
ENGL

Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939


[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

Teilen:

Facebook







Kapitel 4. Flüchtlinge: 1933-1938
[4.7. McDonalds gibt seinen Job auf - sein Appell für "gemeinsame Aktion"]

[Frühjahr 1935: Frankreich verweigert Arbeitserlaubnis für jüdische Flüchtlinge [auch] wegen ökonomischen Gründen]

McDonalds Hauptproblem war Frankreich. Es herrschte Wirtschaftskrise. Dort verteidigten die französisch-jüdischen Komitees die französische Regierungspolitik, warum keine Arbeitserlaubnis gegeben werden konnte, ohne dass der Antisemitismus ansteigen würde. Das Verteilungskomitee JDC, der Hauptverbündete von McDonald, wurde von Kahn vertreten, der über die französischen Juden sein scharfes Missfallen äusserte mit dem Argument, dass viele Leute, darunter 1200 Kinder, in Paris buchstäblich am Verhungern waren - eine Situation, die absolut nicht zu rechtfertigen war.

(Endnote 33: R16)

Das Teilversagen oder das komplette Versagen seiner Anstrengungen führte McDonald dahin, die Aufgabe seines Postens in Betracht zu ziehen. Bis August 1935 behandelten die Franzosen McDonald "wie einen kleinen Bürogehilfen, dessen Dienste nicht mehr länger notwendig waren, und der sofort entlassen werden sollte", wie Kahn es ausdrückte.

(Endnote 34: WAC, Box 323 (c), Kahn an Warburg, 10/30/35 [30- Oktober 1935])


[Sep 1935: McDonalds gibt seinen Posten auf und schlägt Norman Bentwich vor]

McDonald war zu unabhängig, zu fordernd, und zu energetisch. Er hatte zu radikale Positionen. In einem Brief an Eleanor Roosevelt prophezeite er einen kommenden grossen Exodus der deutschen Juden und fragte, wie lange diese Angelegenheit noch als rein deutsche Angelegenheit betrachtet würde."

(Endnote 35: WAC, Box 324 (a), McDonald an Mrs. Roosevelt, 7/24/35 [24. Juli 1935])

Schliesslich entschied er im September zurückzutreten und schlug Norman Bentwich als seinen Nachfolger vor.

(Endnote 36: WAC, Box 324 (a), McDonald an Warburg, 9/9/35 [9. September 1935])

[Am 15. September 1935 werden im Dritten Reich die Nürnberger Gesetze erlassen].

[McDonalds Rücktrittserklärung: McDonalds appelliert für eine "gemeinsame Aktion"]

Seine Rücktritt war ein politischer Akt. Er machte es in Form eines Briefes an den Generalsekretär des Völkerbundes, der in der Weltpresse wörtlich oder in langen Auszügen publiziert wurde. (S.149)

(Endnote 37: Dated 12/27/35 [27. Dezember 1935]; siehe: Jewish Chronicle, 1/3/35 [3. Januar 1936])

Norman Bentwich, James N. Rosenberg, und Felix M. Warburg waren vollständig konsultiert worden, und der Brief war wirklich auch ein Resultat der Zusammenarbeit. Speziell McDonald verdammte die Nazi-Politik gegen die Juden und appellierte an eine "gemeinsame Aktion" durch den Völkerbund. Er verneinte dabei, dass dies ein internes deutsches Problem sei. Praktisch ausgedrückt war sein Anspruch auf "freundliche, aber feste Fürsprache bei der deutschen Regierung, mit allen friedlichen Mitten von Seiten des Völkerbundes, seiner Mitgliedsstaaten und anderen Mitgliedern der Gemeinsaft der Nationen", kaum ein Mittel, die Deutschen zu einer Änderung zu bewegen, sondern deren Haltung wurde sogar akzeptiert. Aber der Wert des Dokuments lag hauptsächlich in der unmissverständlichen Verdammung der deutschen Politik, die ein Flüchtlingsproblem produzierte, was nun international gerügt wurde.

[Britische Stimmen meinen, Hitler würde nachgeben]

McDonalds Rücktritt hatte keinen unmittelbaren positiven Effekt. Einige Zeitungen in Britannien, die Auszüge des Briefes publizierten, zeigten in ihren Kommentaren, wie weit sie von einer realistischen Wahrnehmung der Situation entfernt waren.

Am 10. Dezember 1935 zum Beispiel schrieb die London Times, dass Deutschland dem Druck der öffentlichen Meinung nicht werde standhalten können, und der News Chronicle fügte hinzu, dass Mr. Hitler auf eigene Gefahr die Weltmeinung ignorieren würde.

[14. Februar 1936: Der neue Hochkommissar ist Sir Neil Malcolm]

Am 14. Februar 1936 bestimmte der Völkerbung den britischen General im Ruhestand, Sir Neil Malcolm, als den neuen Hochkommissar. Als Antwort auf die Frage, welche Politik er machen würde, antwortete er kurz und bündig: "Ich habe keine Politik, aber die Politik des Völkerbundes muss sich mit dem politischen und gesetzlichen Status der Flüchtlinge beschäftigen. Das hat nichts zu tun mit der eigenen Politik von Deutschland."

(Endnote 38: Zitat in Morse, op. cit [While Six Million Died; New York 1968], S. 191)

[Der Joint sieht, dass der Hochkommissar nicht helfen kann - der Joint muss direkt helfen]
Der Versuch, sich auf internationaler und humanitärer Stufe mit dem jüdischen Flüchtlingsproblem zu beschäftigen, war zum ersten Mal gescheitert; dies provozierte eine harte Untersuchung über die Mittel des Verteilungskomitees JDC, inwiefern Hilfe an die deutschen Juden möglich sei. Diesen Anstrengungen galt nun das Hauptaugenmerk. (S.150)







^