[4.4. Chaos in Europa mit den jüdischen Komitees
ohne Gelder - der Joint finanziert einen grossen Teil
der Hochkommission (High Commission)]
[Okt 1933: Französische
und belgische Komitees ohne Gelder - Grenzen werden
geschlossen - Chaos - die naiven europäischen
Regierungen fühlen sich nicht verpflichtet]
Die Lage der Flüchtlinge in Westeuropa am Vorabend der
Aufstellung der Hochkommission war extrem prekär. Am 11.
Oktober 1933 kabelte Kahn nach New York, dass das
Französische Nationale Komitee ohne Gelder dastand, und
dass deshalb die französische Regierung die Grenzen sofort
schliessen würde. Gleichzeitig war das belgische Komitee
im Prozess der Auflösung, und 500 von 700 Flüchtlingen
würden Belgien verlassen müssen; sie würden wahrscheinlich
versuchen, nach Frankreich einzureisen. Eine ähnliche Lage
entwickelte sich in Holland.
Diese und andere Länder waren nun für Flüchtlinge
geschlossen. Was noch schlimmer war, so sagte Kahn, war,
dass die Genfer Entscheidung zur Einrichtung einer
Hochkommission in Tat und Wahrheit hiess, dass von den
privaten Agenturen erwartet wurde, die Rechnungen zu
bezahlen, und dass die Regierungen keinen Cent für die
Flüchtlinge ausgeben würden.
Baerwald antwortete in einem eher verletzten Ton, dass
Kahns Telegramm "für mich überraschend" schien. Warum
sollte die Übergabe des Flüchtlingsproblems an die
französische Regierung bedeuten, dass die Grenzen
geschlossen würden? Was Genf betraf, auch wenn die neue
Kommission kein Teil des Völkerbundes sein würde, so war
die Tatsache doch diese, dass sie von einer Anzahl
Regierungen vorgeschlagen worden war, so dass "es scheint,
dass die Regierungen es nicht verweigern können, die
Kommission mit Geldern auszustatten."
(Endnote 9: 14-47, 10/12/33 [12. Oktober 1933], 10/13/33
[13. Oktober 1933])
Es scheint, dass Baerwald, ein liberaler und humanitär
denkender Jude, sich selbst nicht davon überzeugen konnte,
dass die Regierungen jetzt ihre Hände von dem jüdischen
Flüchtlingsproblem reinwaschen würden. Noch mehr als das
war der Egoismus, der die Regierungen dazu motivierte,
etwas, das er und seine Freunde kategorisch nicht zur
Kenntnis nehmen wollten.
[Der Joint muss einen
grossen Teil der Hochkommission finanzieren (!) und muss
McDonald finanzieren (!)]
Die Verstrickung des Verteilungskomitees JDC in die
Kommission unter McDonald war beträchtlich. Das JDC hatte
nicht nur einen beträchtlichen Teil der Ausgaben der
Hochkommission zu bezahlen
(Endnote 10: Das Büdget der Hochkommission im Jahr
1934/1935 war 138.000 $, davon deckte das JDC 41.250 $;
der CBF [Central British Fund for German Jewry] trug
21.250 $ bei, die ICA [Jewish Colonization Association]
40.000 $; der Rest wurde vom UPA [United Palestine Appeal]
und einigen kleineren Zahlern beigesteuert).
und McDonald persönlich unterstützen, sondern hatte auch
musste sich auch mit anderen Gruppen in die Liste
eintragen, um seine Anteile an Beiträgen zu bekommen, um
die Kommission überhaupt an Laufen zu halten. McDonalds
Vize war Nathan Katz, Sekretär des JDC-Büros in Paris.
McDonald (S.143)
fragte und erhielt für die Projekte und Verhandlungen den
Rat von Kahn oder Warburg.