[4.2. Gründung
von neuen jüdischen Organisationen in Europa]
[April 1933: Gründung des
Zentralen Britischen Fonds für das deutsche Judentum
("Central British Fund for German Jewry" (CBF)]
All diese und weitere Anstrengungen wurden im April 1933
zusammengefasst, als in der Rothschild-Residenz am Neuhof
("New Court") in London ein Komitee gegründet wurde, das
bald danach der Zentrale Britische Fond für das deutsche
Judentum wurde ("Central British Fund for German Jewry"
(CBF). In dieser neuen Körperschaft herrschte Parität
bezüglich Zionisten und Nicht-Zionisten, und der erste
Vorsitzende dieses Verteilungskomitees war Sir Osmond
d'Avigdor Goldsmid, Präsident der ICA [Jewish Colonization
Association]. Getrennte Sammlungen von zionistischen
Geldern liessen nach, aber de facto wurde ein grosser
Prozentsatz der gesammelten Gelder nach Palästina
überwiesen.
(Endnote 3: Norman Bentwich: They Found Refuge
(London 1965), S. 14 ff.)
Das Verteilungskomitee JDC war über die neue Körperschaft
mit ihrer Zusammenstellung und ihrer Politik nicht sehr
glücklich. Das JDC dachte, dass des CBF [Central British
Fund for German Jewry] zu sehr unter dem Einfluss von
Weizmann stand - und in der Tat waren, trotz des
paritätischen Prinzips, Weizmann und Nahum Sokolow (damals
Präsident der weltzionistischen Organisation) die
Hauptkräfte, die hinter dem CBF standen.
[1933: Spendensammeln des
CBF - Bereiche, wo das Geld hinfliesst: Palästina,
Britannien, Frankreich]
Bis Februar 1934 hatte der CBF 203.823 Pfund gesammelt,
was proportional mehr war, als das JDC und der Palestine
Appeal (UPA) zusammen in derselben Zeit in den USA zu
sammeln im Stande gewesen waren.
(Endnote 4: Charles J. Liebman berichtete an Warburg am
30. August 1933 (WAC, Box 303 (c), dass die Briten einen
durchschnittlichen Betrag von 3 $ pro britischen Juden
gesammelt hatten, verglichen mit 0.5 $ für französische
Juden und 0.24 $ für US-Juden).
Von dieser Summe wurden 132.519 Pfund verteilt; 32 %
gingen in die Unterstützung von Palästina-Programmen, 23 %
wurde für die 2500 Flüchtlinge verwendet, die 1933 in
England ankamen, und 25 % gingen in die Unterstützung von
Ausbildungsprogrammen für Flüchtlinge ausserhalb von
Deutschland, wobei der Grossteil davon direkt nach
Palästina floss. Die Verteilung für französische
Flüchtlingskomitees, die 1933 die Hauptlast des deutschen
Flüchtlingsproblem zu bewältigen hatten, belief sich auf
10.479 Pfund (oder ungefähr 50.000 $). Das
Verteilungskomitee JDC hatte keine andere Wahl, als die
Hauptlast der Anstrengungen in den Flüchtlingsländern
generell zu übernehmen, und speziell in Frankreich; im
Jahr 1933 wurden so in Frankreich 125.000 $ ausgegeben.
Das französische Judentum selbst stellte eine Anzahl von
Einrichtungen auf, um mit der (S.140)
Situation klarzukommen. Ein älteres Hilfskomitee, das
Comité d'Aide et d'Accueil [Hilfs- und Empfangskomitee],
wurde in einem nationalen Komitee integriert
(Endnote 5: Comité National de Secours aux Réfugiés
Allemands [Nationales Hilfskomitee für die deutschen
Flüchtlinge])
unter Senator Henry Berenger, mit Baron de Rothschild als
aktiven Vorsitzenden. Das Büdget des Komitees für das Jahr
1933 umfasste 477.000 $, von denen das Verteilungskomitee
JDC 20 % abdeckte.
(Endnote 6: L (JDC Library) 13 -Bericht für 1933 und für
die ersten Monate des Jahres 1934)
Ein anderes Komitee, genannt Agriculture et Artisanat
[Landwirtschaft und Handwerk], war in der
Berufsausbildung engagiert, vor allem - aber nicht nur -
für Palästina. Weitere in Frankreich aktive Organisationen
waren von Beginn an das HICEM (eine
Auswandererorganisation), Hechalutz und die OSE
[Obshchestvo Zdravookhraneniya Yevreyev, dt.: Jüdische
Schutz- und Gesundheitsgesellschaft)], die OSE speziell
mit der Kinderhilfe.
Die unwiderlegbare Tatsache, dass Tausende von Flüchtlinge
während des Jahres 1933 nach Deutschland zurückkehrten,
zeigt ganz klar, dass alle diese Hilfsanstrengungen nur
einen kleinen Nutzen hatten. Das JDC, zusammen mit anderen
interessierten Agenturen, war unglücklich und schaute auf
die Regierungen und den Völkerbund, um eine Lösung zu
finden, die die private Agentur womöglich nicht
vollbringen konnte.