Nachdem die Nürnberger
Gesetze [am 15. September 1935] verkündet worden
waren, verschlechterte sich die wirtschaftliche
Situation des deutschen Judentums rapide. Kahn
berichtete im November 1935, dass jüdische Geschäfte
zu lächerlich niedrigen Preisen verkauft wurden, und
dass die Arbeitslosigkeit unter den Juden gestiegen
war. von 150.000 selbständigen Personen waren nun
37.000 arbeitslos, miteingeschlossen 20.000, die von
der Fürsorge abhängig waren. Von den 120.000
Angestellten und Arbeitern waren 48.000 arbeitslos,
und von denen waren 32.000 (S.136)
von der Fürsorge abhängig. Im Jahr 1936 verteilten 41
Suppenküchen 2.357.000 Mahlzeiten, und 3000 Plätze in
Altersheimen wurden für Leute reserviert, deren
Familien sich nicht mehr länger um sie kümmern
konnten: Die Anzahl war im Steigen begriffen.
(Endnote 74: 28-30-ZA, Bericht 1938)
Die Voraussage von Jonah B. Wise vor einem Jahr, dass
Deutschland ein Altersheim und ein Friedhof für die
Juden werden würde, wurde offensichtlich bereits
umgesetzt.
[Jan 1937: Die
jüdischen Arbeitsbüros schliessen - Arbeitsverbot
für Juden für alle höheren Berufe - die Privilegien
aus dem Ersten Weltkrieg werden widerrufen]
Nach den ersten Tagen des Januars 1937 wurden alle
jüdischen Büros für Arbeitsaustausch geschlossen, und
die Arbeitsfront drängte darauf, in allen
nicht-jüdischen Unternehmungen die jüdischen
Angestellten zu entlassen. Dem deutschen Judentum
wurde wegen der Olympischen Spiele von 1936 in
Deutschland eine kurze Schonzeit eingeräumt, aber die
Verfolgung hörte nie wirklich auf. Jüdische
Mitarbeiter wurden von Zeitungen und von der Kunst
ausgeschlossen, und sie durften keine öffentliche
Notariate mehr führen, sie durften nicht mehr
Apotheker oder Veterinär sein oder ähnliche Berufe.
Die Ausnahmen, die früher für die Soldaten an der
Front des Ersten Weltkriegs gewährt wurden, wurden nun
widerrufen.
[März 1937 ca.: Die
Zerstörung des Judentums in Deutschland schreitet
voran]
Im Frühjahr 1937 gab es nirgendwo mehr Illusionen. Das
Verteilungskomitee JDC hatte seine Position von
eingeschränkter Unterstützung auf uneingeschränkte
Unterstützung verändert. Dabei war das JDC ziemlich
sicher, dass "das deutsche Problem sich in Kürze
zwangsläufig von allein lösen muss. Sicherlich wird
dies kein angenehmer Weg der Problemlösung sein. ...
Es wird eine viel grössere Anzahl Leute ausreisen, als
die Statistik angibt; eine grosse Anzahl ist schon
ausgereist, und sind mit Besucherpässen hier und
anderswo und werden nicht zurückkehren."
(Endnote 75: Felix M. Warburg bei einer Sitzung im
Hause Ittleson, 4/29/37 [29. April 1937], R13)
[März 1938 ca.:
380.000 Juden sind noch in Deutschland]
Bis im Frühjahr 1938 waren nur noch 380.000 Juden in
Deutschland übrig. Davon bekamen 82.000 Winterhilfe
und weitere 20.000 bekamen spezielle jüdische Hilfe.
(Endnote 76: Executive Committee, 1/20/38 [20. Januar
1938]; Kahn über Deutschland, WYC, Box 327 (c),
November 1935) [?]
Das deutsche Judentum ging seinem Ende entgegen.
[Angaben, ob in den Zahlen Vierteljuden, Halbjuden
oder 3/4-Juden enthalten sind oder nicht, fehlen].