[3.12. Die
Rassengesetze von Nürnberg 1935 - das zionistische
Judentum wird gespalten]
[Vier Begehren der RV
(Reichsvertretung) für den Fall, wenn die Juden die
Rassengesetze akzeptieren]
All diese Versuche, den Halt in Deutschland zu bewahren,
brachen in sich zusammen, als am 15. September die
Nürnberger Rassengesetze publiziert wurden, und die
erste von 12 ausgearbeiteten Verordnungen am 14.
November 1935. Sofort nach der Publikation reagierte die
Reichsvertretung (RV) mit einem Vier-Punkte-Programm mit
den Begehren, dass auf der Basis der neuen Gesetze die
Regierung die Verleumdung und den Boykott stoppen
sollte, und den Juden kulturelle und religiöse Autonomie
geben sollte, sowie den RV als zentrale jüdische
Organisation anerkennen sollte. Unter diesen Umständen
würden die Juden die neuen Gesetze akzeptieren.
(Endnote 68:
Informationsblätter
der
RV, 9/22/35 [22. September 1935])
[Die Zionisten
diskutieren über die Rassengesetze]
Dieser Standpunkt provozierte unter den Zionisten ein
bitteres Argument, (S.133)
das die Nichtanerkennung der Nürnberger Gesetze
verlangte, und die Nichtanerkennung der Führung des RV.
Die Zionisten waren in der merkwürdigen Position, die
Nazis heftiger zu bekämpfen, als dies die Liberalen
taten, und gleichzeitig wurden sie auf eine andere Art
von der Nazi-Führung gleichzeitig unterstützt, weil sie
die Anwälte für eine Auswanderung nach Palästina waren.
Die Nazis argumentierten, dass die Zionisten Deutschland
halfen, das jüdische Problem zu lösen, und Palästina
könnte eine Million Juden aufnehmen. Wenn nur die Hälfte
davon deutsche Juden wären, dann könnte das gesamte
jüdische Problem gelöst werden.
(Endnote 69:
Jewish
Chronicle, 5/17/35 [17. Mai 1935], mit einem
Zitat aus
Der
Völkische Beobachter)
Dies hiess natürlich nicht, dass die Nazis die Zionisten
nicht auch attackierten; Goebbels' [Zeitschrift]
Angriff tat dies
nicht selten.
[Die Zionisten wollen
die nationale Definition der Juden - Kareski (Jüdische
Volkspartei) definiert die Rassengesetze - mehr
Zionisten in der RV (Reichsvertretung) - Kareski wird
gerügt - Verdacht der Kollaboration mit der Gestapo]
Im Innern der jüdischen Gemeinde pressten die Zionisten
auf eine Politik der nationalen Definition und schnellen
Auswanderung, und sie verlangten eine grössere
Mitsprache bei den Angelegenheiten der Reichsversammlung
(RV). Ein Sprecher der zionistischen Rechten in der
Berliner Gemeinde (die so genannte Jüdische
Volkspartei), Georg Kareski, hatte in einem Interview im
Angriff
[Zeitung] einen anderen Standpunkt dargelegt (Zitat im
Jewish Chronicle vom 3. Januar 1936). Er verteidigte die
neuen Gesetze als eine Antwort auf die Frage der
gemeinsamen Nationalität, vorausgesetzt, dass die
Gesetze auf der Basis des gegenseitigen Respekts in die
Tat umsetzen würde.
Die Zionisten wandten sich nun auch gegen Kareski, und
er wurde an einer Konferenz in Berlin in den ersten
Tagen des Februars 1936 praktisch geächtet. Aber im
folgenden Jahr versuchte Kareski doch wieder wiederholt,
der Reichsversammlung (RV) zu widersprechen, in der die
Zionisten nun eine grössere Mitsprache hatten.
Diese Situation erreichte im Frühling 1937 ihren
Höhepunkt, als die Führer der RV an die ausländischen
Organisationen appellierten, die Übernahme der RV durch
Kareski zu verhindern, der, wie sie andeuteten, mit der
Gestapo kooperierte. Nach einer Konsultation zwischen
dem JDC und den britischen Juden am 11. Juni 1937 wurde
ein von Sir Herbert Samuel unterschriebener Brief an Leo
Baeck geschickt, in welchem das Vertrauen in "die die
gegenwärtigen Personen und in die Führung" des RV immer
wieder wiederholt wurde. Es wurden schwere Bedenken
geäussert für den Fall, wenn sich die Zusammensetzung in
der Reichsversammlung auch nur irgendwie ändern würde.
(Endnote 70: Executive Committee, 9/23/37 [23. September
1937])
Es ist unklar, ob es diese Intervention war, die die
Situation änderte, aber es ist wahrscheinlich, dass dies
zumindest einigen Einfluss hatte. Auf jeden Fall setzte
die RV ihre Unabhängigkeit gegenüber internem Druck der
Gestapo noch einige Zeit fort, und Kareskis Versuch war
zurückgeschlagen. (S.134)