[2.6. Die Aktivitäten des Agro-Joint gehen durch die
Industrialisierung ab 1930 zurück - Schulen]
[1933: Jüdische
Bauernsiedlungen sind nicht mehr attraktiv]
Das Wachstum der Industrie einerseits und die wiederholten
Katastrophen in der sowjetischen Landwirtschaft andererseits
machten landwirtschaftliche Siedlungen für russische Juden
sehr unattraktiv. Die Siedlungstätigkeit war im Jahre 1933
viel tiefer; und nach 1934 wurden von Familien keine Anträge
mehr gestellt, sich auf Land der Krim, in der Ukraine oder in
Weissrussland anzusiedeln. Das JDC beanspruchte aber für sich,
(S.83)
dass bis 1934 insgesamt 14.036 Familien in diesen Kolonien
angesiedelt wurden. (S.83-84)
Es kommen da bezüglich der Genauigkeit dieser Zahl einige
Zweifel auf, aber sie kann als ein genereller Hinweis über die
Ausmasse der Anstrengung in der Kolonisierungstätigkeit
dienen.
[Die Handelsschulen und Kurse
des Agro-Joint]
Ein anderer Aspekt der JDC-Arbeit in Russland war für die
Geschichte des russischen Judentums von grosser Wichtigkeit:
die Entwicklung der Handelsschulen und Ausbildungskurse. Es
gab mehrere davon.
[Die Handelsschulen des
Agro-Joint - Odessa: Kinderheim wird Handelsschule -
Agro-Joint-Schulen werden Teil der russischen
Industrialisierung]
Aber die interessanteste war die Schule Evrabmol in Odessa.
Dort wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter der Leitung von
P.M. Kaganowski ein Waisenheim eingerichtet. Es erwarb in den
Aussenbezirken von Odessa einiges Land und richtete einen
Ausbildungsbauernhof ein. Später zog das Heim zurück in die
Stadt und wurde ein Technikum. Die Kinder, von denen einige
nicht einmal die Namen ihrer Eltern wussten, wurden vom
Strassenleben und vom Leben in den Katakomben von Odessa
gerettet und wurden brauchbare Bürger.
Zu Beginn der 1920er Jahre wurde Evrabmol durch das JDC
unterstützt und wurde eine herausragend erfolgreiche Schule;
im [Schuljahr] 1929/1930 begann es selbsttragend zu werden,
indem Produkte in Läden verkauft wurden. Evrabmol wurde dann
dem Kommissariat (Ministerium) für Schwerindustrie
angeschlossen, mit der freiwilligen Hilfe der sowjetischen
(Gemeinde) der Stadt Odessa, und so entwickelte sich Evrabmol
zu aller Zufriedenheit weiter.
Evrabmol, zwei andere Institutionen in Odessa, und Schulen und
Kurse in Dnepropetrowsk, Nikolajew und an anderen Orten
umfassten im Jahre 1930 ungefähr 8580 Studenten. Diese Schulen
und Kurse, die eigentlich dem Erziehungskommissariat
unterstanden, wurden im Verlaufe des 5-Jahres-Plans an das
Industriekommissariat übergeben.
Dies bedeutete, dass der Agro-Joint einen gewissen Teil der
integrierten jüdischen Jugend der schnell wachsenden Industrie
zuspielte, trotz seines Fehlschlags, das
Industrialisierungsprogramm mit bedeutender amerikanischer
Finanzhilfe durchzubringen. Der Versuch wurde unternommen, die
Studenten in die Schwerindustrie zu bringen, vor allem in die
Metallindustrie, in neue Handelsarten wie den Autohandel und
Mechanik. Diese hatten in der sowjetischen Industrialisierung
Bereiche von hoher Priorität, und wenn die Juden in ihren
traditionellen Handelsbereichen steckengeblieben wären, so
wären ihre Chancen, an der umwälzenden Revolution teilzuhaben,
bedeutend kleiner gewesen.
Und es muss noch ein weiterer Faktor berücksichtigt werden. Im
Jahre 1931 begann die sowjetische Regierung eine Serie
Wirtschaftsverhandlungen mit den westlichen Regierungen.
(S.84)
[Ausländische Techniker an
den Schulen geben den Schülern neue Motivation]
Und gleichzeitig kamen auch ausländische Techniker in
bedeutender Anzahl, denn die Haltung gegenüber Technikern und
Experten war in Russland generell wenig respektvoll.
Lohnunterschiede zwischen diesen Experten und ordentlichen
Bürgern wuchsen schnell, und jüdische Lehrpersonen wurden
ermuntert, davon zu träumen, dass sie Mitglieder der
privilegierten Klasse werden würden. Die Bemühungen des
Agro-Joint, Handelsschulen einzurichten, zu unterhalten und
auszurüsten, neben oder mit der Zusammenarbeit mit den
ORT-Schulen, muss hinter diesem generellen Hintergrund gesehen
werden. Die Förderung durch die Regierung und das Interesse na
diesen Schulen war offensichtlich, und, als die
Industrialisierung fortschritt, wuchs auch der Hunger der
sowjetischen Industrie für begabte Arbeiter. Unterdessen
übernahm die Regierung im Jahr 1935 diese Schulen vom
Agro-Joint, 42 Stück. Einige hatten ein sehr hohes Kursniveau.
[Odessa: Das
Vinchevsky-Technikum - Unterricht in Kremenchug]
Zwei dieser Schulen sollten noch erwähnt werden. Eine war das
Technikum Wintschewski in Odessa, und die andere war ein
spezieller Lernkurs, der in der Stadt Krementschug
eingerichtet wurde. Die Wintschewski-Schule war eigentlich die
Weiterführung einer jüdischen Handelsschule, die während des
zaristischen Regimes eingerichtet worden war. Die Sowjets
hatten diese Schule übernommen, und der Agro-Joint entwickelte
sie in eine der wichtigsten technischen Schule der Ukraine.
(Endnote 32: AJ 2, Brief von Rosen, März 1936)
[Agro-Joint-Läden für
jüdische Lishentsy, um von ihrem Bann-Status wegzukommen]
Auch in ihren Läden bildeten die Läden der vielfältigen
Hilfsgesellschaften Handwerker aus, die so die Fähigkeit
erhielten, ihren Stand des Lishentsy zu verlassen und
eventuell in staatlichen Fabriken Arbeit finden konnten. Ein
interessantes Beispiel dafür wird durch die Entwicklung in
Georgien im Kaukasus aufgezeigt. Dort richteten georgische
Juden im Jahre 1929 eine gegenseitige Hilfsgesellschaft ein,
mit einem Grundkapital von 16 Rubel (offiziell 8 $). Der
Agro-Joint beteiligte sich daran, und mit dieser Hilfe bis
1931 82 Landgenossenschaften (artels) organisiert, mit 2568
beschäftigten Personen, von denen 2053 Juden waren. Die
Haupthandelsbereiche waren Strickerei und Näharbeit, was die
beschäftigungsmässige Struktur des georgischen Judentums
widerspiegelte - aber nicht nur in Georgien war das so.
(Endnote 33: AJ 20)
[Agro-Joint-Schulen sind ein
Faktor für einen Berufswechsel und die Integration der Juden
in der sowjetischen Industrie]
Im Verlauf der industriellen Aktivitäten machte der Agro-Joint
wissentlich eine Anstrengung, Juden von ihren traditionellen
Beschäftigungen wegzuleiten. Die Produktion Drehbänken und
anderen Maschinen in Evrabmol, die Produktion von Zahndraht in
Kiew - diese Errungenschaften wurden mit (S.85)
einem klar formulierten Ziel der Hilfe zum Wechsel der
Beschäftigungsstruktur im russischen Judentum unternommen.
Aber sofort hing der relative Erfolg dieser Änderung der
Beschäftigung davon ab, ob die Juden "in die generelle
Struktur des wirtschaftlichen und sozialen Lebens des Landes"
eingepasst werden konnten.
(Endnote 34: AJ 2, Brief von Rosen, März 1936)
Dies tat die Regierung, und es war eher die wirtschaftliche
Revolution mit dem 5-Jahres-Plan als die jüdischen Bemühungen,
die die Juden zur Integration in die neu eingerichteten
industriellen Strukturen befähigten.
Der Agro-Joint half in diesem Prozess, erleichterte den
Übergang und bewahrte vielen Juden vor einer grossen Not. Aber
es muss anerkannt werden, dass es es nicht die Leistung des
Agro-Joint war, die ungefähr 350.000 Juden eine neue
Fabrikarbeit im Zuge des 5-Jahres-Plans ermöglichte. Diese
Tatsache wurde von Rosen voll anerkannt, und er musste daraus
einige Lehren ziehen.
[1934: Die Industrialisierung
ist abgeschlossen - der Agro-Joint wird weniger gebraucht]
Bis 1934 wurde die Arbeit des Agro-Joint in der Industrie
abgeschlossen. Die sowjetische Industrie war gigantisch
geworden, noch etwas instabil auf ihren grossen Füssen, aber
insgesamt ein Riese. Die Hilfe der ausländischen
Organisationen, die sich vor allem den speziellen
Umstellungsproblemen annahmen, konnten aufgeteilt werden. Die
644 Läden der Hilfsverbände beschäftigten immer noch 8278
Arbeiter, und dies schloss die 66 mit ein, denen vom
Agro-Joint geholfen wurde. Diese wurden im Jahr 1934 von der
Regierung übernommen.
Gleichzeitig integrierte das Ukrainische Rote Kreuz im Oktober
1934 die medizinischen Vereine mittels eines Abkommens, das
eine gleiche Behandlung gegenüber den Lishentsy versicherte.
Bis zu dieser Zeit war das gesamte Lishentsy-Problem im
Grossen und Ganzen gelöst worden. Es blieben noch einige
Religiöse und Ältere (weniger als 5 % der jüdischen
Bevölkerung), die noch davon betroffen waren, und es gab
weiter keinen Grund mehr, eine grosse Verwaltung und eine
spezielle Institution für diese unglücklichen Leute zu
unterhalten. Sie konnten von Familienmitglieder mit dem
Nötigsten versorgt werden, und so war ihre Position zwar weit
von einer befriedigenden Lage entfernt, aber das JDC schien
nicht weiter notwendig.
[1932: Die Agro-Joint-Gelder
sinken durch die Depression in den "USA" - Tod von Rosenwald
am 6. Jan 1932]
In der Zwischenzeit war es - im Zuge der wirtschaftlichen
Katastrophe, die Amerika getroffen hatte - für die Teilnehmer
härter und härter, die zugesicherten Spendengelder zu
bekommen. Bis 1932 wurde die Situation kritisch. Es muss daran
erinnert werden, dass die JDC-Sammlungen immer mehr
zurückgingen, im Jahr 1932 auf 385.000 $, und das Budget
musste in dieser Zeit brutal gekürzt werden (S.86)
genau zu dem Zeitpunkt, als die Bedürfnisse am grössten waren.
[Gleichzeitig lacht Stalin den Kapitalismus aus, der sich in
der Depression der Börsenspekulation befindet].
In Russland wurde nur die landwirtschaftliche Arbeit
weitergeführt, weil diese Arbeit durch einzelne Verträge
abgesichert war. Die Zuwendungen der Gesellschaft betrugen 1
Mio. $ pro Jahr und befähigten Rosen somit, seine Arbeit
weiterzuführen. Diese einzigartige Situation konnte nicht so
weitergehen, und im Jahre 1932 befand das AMSOJEFS, dass es
seine Zahlungen einstellen musste.
Der direkte Grund für diese Katastrophe war der Tod von Julius
Rosenwald am 6. Januar 1932, dessen Vermögen in grossen Teilen
in Aktien angelegt worden war. Die Testamentseröffnung seines
letzten Willens war eine sehr komplizierte Sache, und es
konnte erwartet werden, dass die Anträge der Steuereinzieher
und der Gläubiger vor den Zahlungen des AMSOJEFS befriedigt
werden mussten. In Tat und Wahrheit bestand dort nun die reale
Gefahr, dass mit der Entwertung der Aktien der Staat nun
Schwierigkeiten haben könnte, die Anträge der beiden Gläubiger
und der Steuereinzieher zu befriedigen. Zahlungen zuhanden des
AMSOJEFS standen ausser Frage. In dieser Situation wurde die
delikate Angelegenheit von den Führern des JDC an Rosen
übertragen, mit der sowjetischen Regierung ein neues Abkommen
auszuhandeln, das die aktuellen Zahlungen einleiten sollte,
was Gelder der amerikanischen Zeichner anging.
Rosens Trumphkarte war die Menge an Rubel-Vermögen, die das
JDC in Russland angehäuft hatte, und dem JDC stand zumindest
ein theoretisches Recht zu, das Rubel-Vermögen in Dollar
ausser Landes zu bringen.
[1930-1932: Das Stalin-Regime
braucht keine ausländischen Organisationen mehr -
Einschränkungen]
Aber bis 1932 waren die Russen nun nicht mehr an Verhandlungen
mit ausländischen Organisationen interessiert wie zuvor.
Gepolter gegen ausländische Organisationen waren schon vorher
vernommen worden, und schon am 11. Dezember 1929 hatte Grower
dem JTA [Jewish Telegraphic Agency] erklärt, dass "einige
unbedeutende Menschen gegen die ausländischen Organisationen
hetzen, ohne jede Hoffnung auf Erfolg in den verantwortlichen
Kreisen."
(original:
that "some minor people agitate against foreign organizations
without any hope of success in responsible circles.")
(Endnote 35: AJ 4)
Diese Hetzereien - so stellte sich heraus - waren aber
überhaupt nicht so unbedeutend, und Diamanstein, Führer der
Yevsektsia, hatte einige sehr scharfe Sachen über den
Agro-Joint und einen OZET-Kongress im Jahre 1930 zu berichten.
"Der Agro-Joint versteht die sowjetische Politik nicht, und er
will sie auch nicht verstehen." Er sagte, dass das sowjetische
Volk dies Organisationen nutzen müsse, speziell da sie
Abkommen mit der sowjetischen Regierung hatten, aber er fügte
auch hinzu, dass die Regierungsbehörden diese Organisationen
kontrollieren müssten, um sicherzustellen, dass sie auf der
richtigen Linie waren.
(Endnote 36: AJ 59, JTA [Jewish Telegraphic Agency] Bericht,
Dezember 1930)
Dies war zu viel für Rosen. Am Anfang des Jahres 1931 schrieb
er (S.87)
über die gegenwärtige Kampagne gegen den Agro-Joint einen sehr
starken Brief an das COMZET. Seiner Klage fügte Rosen nun auch
noch eine Drohung hinzu: "Die Leute der Führung unserer
Organisation haben keinen Wunsch, unsere Arbeit irgendjemandem
aufzuzwingen, und es steht für uns absolut ausser Frage, dass
wir uns in der Position einer 'tolerierten' Organisation
befinden."
(Endnote 37: AJ 11, 1/30/31 [30. Januar 1931])
Die Antwort, die von Smidowitsch unterschrieben war, wurde
nach Diskussionen mit der Regierung verschickt, und
offensichtlich wurden die Extremisten besiegt. "Die Artikel
und Reden der privaten Einzelpersonen", so besagte der Brief
des COMZET am 16. Februar 1930, "spiegeln in keinster Weise
die Haltung der Regierung gegenüber der Arbeit des Agro-Joint
wieder."
Während dies eine klare Zurückweisung der Position der
kommunistischen Linken war, wurden nun die unterschwelligen
Strömungen in der Partei gegen den Agro-Joint immer stärker.
Im April 1931 wurde Lubarsky verhaftet und verbrachte einen
Monat im Gefängnis, bevor es Rosen gelang, ihn dort
rauszuholen. Im Jahr 1932 waren die Sowjets bereit, die Arbeit
des Agro-Joint in Russland schrittweise zurückzubinden.
(Endnote 38: AJ 11, AJ 90)
[1932 ca.: Das JDC beklagt,
dass das "SU"-Regime das Abkommen von 1929 nicht einhalte -
aber in den Agro-Joint-Kolonien ist mehr "SU"-Geld als
vorgesehen]
Zuerst dachte das JDC an die Idee, die fehlende Leistung zu
tarnen, indem man die UdSSR verklagen könne, weil diese die
Vertragsbedingungen nicht eingehalten hätte, in
Übereinstimmung mit einer Schiedsklausel im Abkommen von 1929.
Diese Klausel war die Basis des Prinzips von
rebus sic stantibus: Das
Abkommen - so wurde betont, war durch die Regierungen
verändert worden, durch die Politik der Kollektivierung, die
Bedingungen, unter denen der Agro-Joint seine Arbeit
ausführte. Bauernsiedlungen in Russland würden nun in den
Augen der jüdischen Zeichner in den USA beträchtlich weniger
attraktiv sein, wenn sie gewusst hätten, dass ihr Geld in Tat
und Wahrheit in Kolchose-Siedlungen fliessen würde. Am Ende
aber hielt sich das JDC vor jedem Versuch zurück, die Russen
zu verfolgen. Alles in allem wurde die Arbeit als erfolgreich
betrachtet, und die russische Regierung hatte sicherlich die
finanziellen Bedingungen erfüllt; de facto hatten sie
beträchtlich mehr in Rubel an die Agro-Joint-Kolonien
beigesteuert, als sie vertraglich verpflichtet gewesen wären.
Bis 1933 wurden auf Basis der Zeichner 4.857.563 $ ausbezahlt,
von denen der Anteil von Rosenwald 3 der 5 versprochenen
Millionen betrug. Die Summe von 4.735.000 $ wurde nun den
Russen übersandt, und 2.475.000 $ musste auf das im Original
(S.88)
8-Jahres-Abkommen verteilt werden (1928 bis 1935).
[14. April 1933: Neues
Abkommen zwischen dem JDC und dem sowjetischen Regime]
Am 14. April 1933 unterschrieb Rosen mit der sowjetischen
Regierung ein neues Abkommen. Die Sowjets hatten der AMSOJEFS
Schuldscheine gegen das Geld ausgegeben, das sie gerade
erhalten hatten, das sie sofort amortisieren wollten. Zins
musste auch bis ans Ende des 8-Jahres-Vertrages bezahlt
werden. Sie akzeptierten nun einen Teil dieser Schuldscheine
und verzichteten auf Zinszahlungen für das Geld, das die
Gesellschaft ihnen schuldete. Danach blieb nun ein Teil der
Schuldscheine für das Geld, das sie aus Amerika erhalten
hatten, noch in den Händen der AMSOJEFS. Sie gaben nun
Schuldscheine für 2.475.000 $ heraus, die sie durch das neue
Abkommen erhalten hatten, und so blieben der AMSOJEFS
5.352.000 $ in sowjetischen Schuldscheinen bei 5 % Zins.
(original:
"On April 14, 1933, Rosen signed a new agreement with the
Soviet government. The Soviets had given AMSOJEFS bonds for
the money they had actually received, which they would
ultimately have to redeem. Interest was also to be paid up to
the end of the eight-year contract. They now accepted a part
of these bonds and waived payment of interest in lieu of the
money the society owed them. After that, part of the bonds for
the money they had received from America still remained in the
hands of AMSOJEFS. They now issued bonds for the $ 2,475,000
they had received through the new agreement, and thus left
AMSOJEFS with $ 5,352,000 in Soviet bonds bearing a 5 %
interest.")
(Endnote 39:
Der totale Zinsbetrag, den die Sowjets auf die 4.725.000 $ bis
Ende 1935 zu bezahlen hatten, betrug 627.000 $. Dies
akzeptierten sie als Zahlung von der AMSOJEFS. Zusätzlich gab
die AMSOJEFS den Sowjets sowjetische Schuldscheine über einen
Betrag von 1.848.000 $ zurück von den 4.725.000 $ in
Schuldscheinen, die die Sowjets der AMSOJEFS gegeben hatten,
als sie das Geld aus Amerika erhalten hatten. Zusammen kamen
diese beiden Summen auf 2.475.000 $, die das AMSOJEFS der
sowjetischen Regierung schuldete. Für diese Schuldscheine und
für den Verzicht der Zinsen, der wie eine Zahlung in Dollar zu
werten war, gaben die Sowjets neue Schuldscheine aus (über
2.475.000 $), die, zusammen mit den 2.877.000 $ in
Schuldscheinen, die nach der Zahlung von 1.848.000 $ in den
Händen der AMSOJEFS geblieben waren, einen totalen Betrag von
5.352.000 in sowjetischen Schuldscheinen ergaben, die
teilweise zurückbezahlt wurden, und die andernteils durch ein
Abkommen bis Ende 1940 zurückflossen. Das Abkommen von 1933
war natürlich für die AMSOJEFS extrem vorteilhaft).
(original:
The total amount of interest the Soviets would have had to pay
on the $ 4,725,000 until the end of 1935 was $ 627,000. This
they accepted as payment from AMSOJEFS. In addition, AMSOJEFS
handed back to the Soviets Soviet bonds in the amount of $
1,848,000 out of the $ 4,725,000 in bonds that the Soviets had
given AMSOJEFS when they received the money from America.
Together, these two sums came to $ 2,475,000 which AMSOJEFS
owed the Soviet government. For these bonds and waiver of
interest which was worth dollar payment, the Soviets issued
new bonds ($ 2,475,000) which, together with the $ 2,877,000
in bonds that had remained in the hands of AMSOJEFS after the
$ 1,848,000 had been paid, made for a total of $ 5,352,000 in
Soviet bonds, which were partly repaid and partly returned by
agreement by the end of 1940. The 1933 agreement was, of
course, extremely favorable to AMSOJEFS).
Zur selben Zeit wurde über das Vermögen des Agro-Joint in
Russland ein Abkommen erreicht. Gelder im Wert von 5,6
Millionen Rubel wurden der Regierung übergeben, und die
Regierung gab dem Agro-Joint als Gegenleistung denselben
Betrag in bar und Kredite. Der Agro-Joint versprach, das Geld
für Intensivpflanzungsprogramme zu nutzen, für verschiedene
Ausbildungskurse, Verwaltung, und weitere Dinge.
Das Abkommen war für beide Seiten profitabel. Der Agro-Joint
wurde davon befreit, mit mehr Bargeld versorgt zu werden, und
die Russen gewannen einen starken, gesetzlichen Halt über die
Agro-Joint-Ländereien in ihrem Land, verbesserten ihre
finanziellen Arrangements mit der Gesellschaft, und
gleichzeitig begann der Prozess einer ordentlichen Beendigung
der Angelegenheiten der Gesellschaft in ihrem Land.
[Ab 1933:
Agro-Joint-Aktivitäten gehen in Russland zurück]
Das Ende war nun klar erreicht. Wie wir gesehen haben, gingen
nun die Möglichkeiten für Bauernsiedlungen in Russland schnell
zurück. Rosen beklagte, dass im Jahr 1933 nur 1400 Familien
auf der Krim angesiedelt worden waren, aber sogar dies sah
eher zweifelhaft aus.
(Endnote 40: AJ 2, 4/14/34 [14. April 1934])
Die Juden mussten nun nicht mehr auf die Krim, um Kleinbauern
am Rand eines Dorfes oder einer Stadt zu werden, sondern sie
konnten dies dort tun, wo sie schon lebten. Die
wirtschaftlich-jüdische Position verbesserte sich weiter, und
der Agro-Joint und seine Operationen schienen mehr und
mehr überflüssig.
[1931: Ukraine: Agro-Joint
wird durch die Industrialisierung liquidiert]
Im Jahr 1931 wurde die Arbeit in der Ukraine liquidiert. Es
wurde dem Agro-Joint einfach gesagt, dass es für ihn hier
nichts mehr zu tun gäbe. (p.89)
(Endnote 41: AJ 11, 4/30/31 [30. April 1931])
[1932-1934: Krim: Experten
des Agro-Joint auf jüdischen Siedlungen]
In den Jahren 1932-1934 konzentrierte sich die Arbeit auf die
Krim. Die Kontrolle durch die Regierung war in jeder Hinsicht
- ausser bei der wirklichen Agroökonomie - total. Ein Teil des
Vermögens des Agro-Joint wurde nicht übergeben, das ist wahr:
Zum Beispiel die Jankoy-Traktorstation und der
Reparaturenladen, Gebäude in Simferopol und Moskau,
Zulieferungen, und Gebrauchsartikel. Sogar nach der Beendigung
der aktuellen Siedlungsarbeit im Jahre 1934 unterhielt der
Agro-Joint dort noch ein grosses Personal von Experten, mit
Einkommen aus den bestehenden Vermögen und einige sehr kleinen
Summen in Dollar. Die Beratungen der Siedlungen in der
Agrarproduktion wurden fortgeführt. Die Jankoy-Station war
eine der Prototypen der MTS-Traktorstationen, die später auch
die Traktorarbeit für die Kolchosen übernehmen sollten.
Ansonsten war die Hilfe des Agro-Joint weiterhin wichtig, z.B.
bei Brunnenbohrungen oder beim Gartenbau.
Aber Rosens Abwesenheiten von Russland wurden nun immer
länger, und die Arbeit wurde langsam auf ein Minimum
reduziert.
[1937: Der Agro-Joint in
Russland bricht ein]
Im Jahre 1937 verfügte der Agro-Joint immer noch über 6
Millionen Rubel Vermögen, aber sein Personal (das zum
Höhepunkt der Kolonisation ungefähr 3000 Angestellte betrug),
war nun auf ungefähr 100 geschrumpft.
Die Tatsache, dass die Anwesenheit des Agro-Joint nun in den
Jahren 1937/1938 unerwünscht war, wurde nun sehr
offensichtlich. Dies war die Zeit der Säuberungsaktionen, und
es war undenkbar, dass es einer ausländischen Organisation wie
dem Agro-Joint erlaubt sein würde, die Arbeit weiterzuführen.
Smidowitsch starb im Jahre 1935 und Nachfolger wurde ein
Stalin-Bürokrat namens Tschutschkaief. Das Ende war nun nahe.
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nächstes