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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939

[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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Kapitel 2. Agro-Joint [die Russland-Arbeit 1919-1938]

[2.6. Die Aktivitäten des Agro-Joint gehen durch die Industrialisierung ab 1930 zurück - Schulen]

[1933: Jüdische Bauernsiedlungen sind nicht mehr attraktiv]

Das Wachstum der Industrie einerseits und die wiederholten Katastrophen in der sowjetischen Landwirtschaft andererseits machten landwirtschaftliche Siedlungen für russische Juden sehr unattraktiv. Die Siedlungstätigkeit war im Jahre 1933 viel tiefer; und nach 1934 wurden von Familien keine Anträge mehr gestellt, sich auf Land der Krim, in der Ukraine oder in Weissrussland anzusiedeln. Das JDC beanspruchte aber für sich, (S.83)

dass bis 1934 insgesamt 14.036 Familien in diesen Kolonien angesiedelt wurden. (S.83-84)

Es kommen da bezüglich der Genauigkeit dieser Zahl einige Zweifel auf, aber sie kann als ein genereller Hinweis über die Ausmasse der Anstrengung in der Kolonisierungstätigkeit dienen.

[Die Handelsschulen und Kurse des Agro-Joint]

Ein anderer Aspekt der JDC-Arbeit in Russland war für die Geschichte des russischen Judentums von grosser Wichtigkeit: die Entwicklung der Handelsschulen und Ausbildungskurse. Es gab mehrere davon.

[Die Handelsschulen des Agro-Joint - Odessa: Kinderheim wird Handelsschule - Agro-Joint-Schulen werden Teil der russischen Industrialisierung]

Aber die interessanteste war die Schule Evrabmol in Odessa. Dort wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter der Leitung von P.M. Kaganowski ein Waisenheim eingerichtet. Es erwarb in den Aussenbezirken von Odessa einiges Land und richtete einen Ausbildungsbauernhof ein. Später zog das Heim zurück in die Stadt und wurde ein Technikum. Die Kinder, von denen einige nicht einmal die Namen ihrer Eltern wussten, wurden vom Strassenleben und vom Leben in den Katakomben von Odessa gerettet und wurden brauchbare Bürger.

Zu Beginn der 1920er Jahre wurde Evrabmol durch das JDC unterstützt und wurde eine herausragend erfolgreiche Schule; im [Schuljahr] 1929/1930 begann es selbsttragend zu werden, indem Produkte in Läden verkauft wurden. Evrabmol wurde dann dem Kommissariat (Ministerium) für Schwerindustrie angeschlossen, mit der freiwilligen Hilfe der sowjetischen (Gemeinde) der Stadt Odessa, und so entwickelte sich Evrabmol zu aller Zufriedenheit weiter.

Evrabmol, zwei andere Institutionen in Odessa, und Schulen und Kurse in Dnepropetrowsk, Nikolajew und an anderen Orten umfassten im Jahre 1930 ungefähr 8580 Studenten. Diese Schulen und Kurse, die eigentlich dem Erziehungskommissariat unterstanden, wurden im Verlaufe des 5-Jahres-Plans an das Industriekommissariat übergeben.

Dies bedeutete, dass der Agro-Joint einen gewissen Teil der integrierten jüdischen Jugend der schnell wachsenden Industrie zuspielte, trotz seines Fehlschlags, das Industrialisierungsprogramm mit bedeutender amerikanischer Finanzhilfe durchzubringen. Der Versuch wurde unternommen, die Studenten in die Schwerindustrie zu bringen, vor allem in die Metallindustrie, in neue Handelsarten wie den Autohandel und Mechanik. Diese hatten in der sowjetischen Industrialisierung Bereiche von hoher Priorität, und wenn die Juden in ihren traditionellen Handelsbereichen steckengeblieben wären, so wären ihre Chancen, an der umwälzenden Revolution teilzuhaben, bedeutend kleiner gewesen.

Und es muss noch ein weiterer Faktor berücksichtigt werden. Im Jahre 1931 begann die sowjetische Regierung eine Serie Wirtschaftsverhandlungen mit den westlichen Regierungen. (S.84)

[Ausländische Techniker an den Schulen geben den Schülern neue Motivation]

Und gleichzeitig kamen auch ausländische Techniker in bedeutender Anzahl, denn die Haltung gegenüber Technikern und Experten war in Russland generell wenig respektvoll. Lohnunterschiede zwischen diesen Experten und ordentlichen Bürgern wuchsen schnell, und jüdische Lehrpersonen wurden ermuntert, davon zu träumen, dass sie Mitglieder der privilegierten Klasse werden würden. Die Bemühungen des Agro-Joint, Handelsschulen einzurichten, zu unterhalten und auszurüsten, neben oder mit der Zusammenarbeit mit den ORT-Schulen, muss hinter diesem generellen Hintergrund gesehen werden. Die Förderung durch die Regierung und das Interesse na diesen Schulen war offensichtlich, und, als die Industrialisierung fortschritt, wuchs auch der Hunger der sowjetischen Industrie für begabte Arbeiter. Unterdessen übernahm die Regierung im Jahr 1935 diese Schulen vom Agro-Joint, 42 Stück. Einige hatten ein sehr hohes Kursniveau.

[Odessa: Das Vinchevsky-Technikum - Unterricht in Kremenchug]

Zwei dieser Schulen sollten noch erwähnt werden. Eine war das Technikum Wintschewski in Odessa, und die andere war ein spezieller Lernkurs, der in der Stadt Krementschug eingerichtet wurde. Die Wintschewski-Schule war eigentlich die Weiterführung einer jüdischen Handelsschule, die während des zaristischen Regimes eingerichtet worden war. Die Sowjets hatten diese Schule übernommen, und der Agro-Joint entwickelte sie in eine der wichtigsten technischen Schule der Ukraine.

(Endnote 32: AJ 2, Brief von Rosen, März 1936)

[Agro-Joint-Läden für jüdische Lishentsy, um von ihrem Bann-Status wegzukommen]

Auch in ihren Läden bildeten die Läden der vielfältigen Hilfsgesellschaften Handwerker aus, die so die Fähigkeit erhielten, ihren Stand des Lishentsy zu verlassen und eventuell in staatlichen Fabriken Arbeit finden konnten. Ein interessantes Beispiel dafür wird durch die Entwicklung in Georgien im Kaukasus aufgezeigt. Dort richteten georgische Juden im Jahre 1929 eine gegenseitige Hilfsgesellschaft ein, mit einem Grundkapital von 16 Rubel (offiziell 8 $). Der Agro-Joint beteiligte sich daran, und mit dieser Hilfe bis 1931 82 Landgenossenschaften (artels) organisiert, mit 2568 beschäftigten Personen, von denen 2053 Juden waren. Die Haupthandelsbereiche waren Strickerei und Näharbeit, was die beschäftigungsmässige Struktur des georgischen Judentums widerspiegelte - aber nicht nur in Georgien war das so.

(Endnote 33: AJ 20)

[Agro-Joint-Schulen sind ein Faktor für einen Berufswechsel und die Integration der Juden in der sowjetischen Industrie]

Im Verlauf der industriellen Aktivitäten machte der Agro-Joint wissentlich eine Anstrengung, Juden von ihren traditionellen Beschäftigungen wegzuleiten. Die Produktion Drehbänken und anderen Maschinen in Evrabmol, die Produktion von Zahndraht in Kiew - diese Errungenschaften wurden mit (S.85)

einem klar formulierten Ziel der Hilfe zum Wechsel der Beschäftigungsstruktur im russischen Judentum unternommen. Aber sofort hing der relative Erfolg dieser Änderung der Beschäftigung davon ab, ob die Juden "in die generelle Struktur des wirtschaftlichen und sozialen Lebens des Landes" eingepasst werden konnten.

(Endnote 34: AJ 2, Brief von Rosen, März 1936)

Dies tat die Regierung, und es war eher die wirtschaftliche Revolution mit dem 5-Jahres-Plan als die jüdischen Bemühungen, die die Juden zur Integration in die neu eingerichteten industriellen Strukturen befähigten.

Der Agro-Joint half in diesem Prozess, erleichterte den Übergang und bewahrte vielen Juden vor einer grossen Not. Aber es muss anerkannt werden, dass es es nicht die Leistung des Agro-Joint war, die ungefähr 350.000 Juden eine neue Fabrikarbeit im Zuge des 5-Jahres-Plans ermöglichte. Diese Tatsache wurde von Rosen voll anerkannt, und er musste daraus einige Lehren ziehen.

[1934: Die Industrialisierung ist abgeschlossen - der Agro-Joint wird weniger gebraucht]

Bis 1934 wurde die Arbeit des Agro-Joint in der Industrie abgeschlossen. Die sowjetische Industrie war gigantisch geworden, noch etwas instabil auf ihren grossen Füssen, aber insgesamt ein Riese. Die Hilfe der ausländischen Organisationen, die sich vor allem den speziellen Umstellungsproblemen annahmen, konnten aufgeteilt werden. Die 644 Läden der Hilfsverbände beschäftigten immer noch 8278 Arbeiter, und dies schloss die 66 mit ein, denen vom Agro-Joint geholfen wurde. Diese wurden im Jahr 1934 von der Regierung übernommen.

Gleichzeitig integrierte das Ukrainische Rote Kreuz im Oktober 1934 die medizinischen Vereine mittels eines Abkommens, das eine gleiche Behandlung gegenüber den Lishentsy versicherte. Bis zu dieser Zeit war das gesamte Lishentsy-Problem im Grossen und Ganzen gelöst worden. Es blieben noch einige Religiöse und Ältere (weniger als 5 % der jüdischen Bevölkerung), die noch davon betroffen waren, und es gab weiter keinen Grund mehr, eine grosse Verwaltung und eine spezielle Institution für diese unglücklichen Leute zu unterhalten. Sie konnten von Familienmitglieder mit dem Nötigsten versorgt werden, und so war ihre Position zwar weit von einer befriedigenden Lage entfernt, aber das JDC schien nicht weiter notwendig.

[1932: Die Agro-Joint-Gelder sinken durch die Depression in den "USA" - Tod von Rosenwald am 6. Jan 1932]

In der Zwischenzeit war es - im Zuge der wirtschaftlichen Katastrophe, die Amerika getroffen hatte - für die Teilnehmer härter und härter, die zugesicherten Spendengelder zu bekommen. Bis 1932 wurde die Situation kritisch. Es muss daran erinnert werden, dass die JDC-Sammlungen immer mehr zurückgingen, im Jahr 1932 auf 385.000 $, und das Budget musste in dieser Zeit brutal gekürzt werden (S.86)

genau zu dem Zeitpunkt, als die Bedürfnisse am grössten waren.

[Gleichzeitig lacht Stalin den Kapitalismus aus, der sich in der Depression der Börsenspekulation befindet].

In Russland wurde nur die landwirtschaftliche Arbeit weitergeführt, weil diese Arbeit durch einzelne Verträge abgesichert war. Die Zuwendungen der Gesellschaft betrugen 1 Mio. $ pro Jahr und befähigten Rosen somit, seine Arbeit weiterzuführen. Diese einzigartige Situation konnte nicht so weitergehen, und im Jahre 1932 befand das AMSOJEFS, dass es seine Zahlungen einstellen musste.

Der direkte Grund für diese Katastrophe war der Tod von Julius Rosenwald am 6. Januar 1932, dessen Vermögen in grossen Teilen in Aktien angelegt worden war. Die Testamentseröffnung seines letzten Willens war eine sehr komplizierte Sache, und es konnte erwartet werden, dass die Anträge der Steuereinzieher und der Gläubiger vor den Zahlungen des AMSOJEFS befriedigt werden mussten. In Tat und Wahrheit bestand dort nun die reale Gefahr, dass mit der Entwertung der Aktien der Staat nun Schwierigkeiten haben könnte, die Anträge der beiden Gläubiger und der Steuereinzieher zu befriedigen. Zahlungen zuhanden des AMSOJEFS standen ausser Frage. In dieser Situation wurde die delikate Angelegenheit von den Führern des JDC an Rosen übertragen, mit der sowjetischen Regierung ein neues Abkommen auszuhandeln, das die aktuellen Zahlungen einleiten sollte, was Gelder der amerikanischen Zeichner anging.

Rosens Trumphkarte war die Menge an Rubel-Vermögen, die das JDC in Russland angehäuft hatte, und dem JDC stand zumindest ein theoretisches Recht zu, das Rubel-Vermögen in Dollar ausser Landes zu bringen.

[1930-1932: Das Stalin-Regime braucht keine ausländischen Organisationen mehr - Einschränkungen]

Aber bis 1932 waren die Russen nun nicht mehr an Verhandlungen mit ausländischen Organisationen interessiert wie zuvor. Gepolter gegen ausländische Organisationen waren schon vorher vernommen worden, und schon am 11. Dezember 1929 hatte Grower dem JTA [Jewish Telegraphic Agency] erklärt, dass "einige unbedeutende Menschen gegen die ausländischen Organisationen hetzen, ohne jede Hoffnung auf Erfolg in den verantwortlichen Kreisen."

(original:
that "some minor people agitate against foreign organizations without any hope of success in responsible circles.")

(Endnote 35: AJ 4)

Diese Hetzereien - so stellte sich heraus - waren aber überhaupt nicht so unbedeutend, und Diamanstein, Führer der Yevsektsia, hatte einige sehr scharfe Sachen über den Agro-Joint und einen OZET-Kongress im Jahre 1930 zu berichten. "Der Agro-Joint versteht die sowjetische Politik nicht, und er will sie auch nicht verstehen." Er sagte, dass das sowjetische Volk dies Organisationen nutzen müsse, speziell da sie Abkommen mit der sowjetischen Regierung hatten, aber er fügte auch hinzu, dass die Regierungsbehörden diese Organisationen kontrollieren müssten, um sicherzustellen, dass sie auf der richtigen Linie waren.

(Endnote 36: AJ 59, JTA [Jewish Telegraphic Agency] Bericht, Dezember 1930)

Dies war zu viel für Rosen. Am Anfang des Jahres 1931 schrieb er (S.87)

über die gegenwärtige Kampagne gegen den Agro-Joint einen sehr starken Brief an das COMZET. Seiner Klage fügte Rosen nun auch noch eine Drohung hinzu: "Die Leute der Führung unserer Organisation haben keinen Wunsch, unsere Arbeit irgendjemandem aufzuzwingen, und es steht für uns absolut ausser Frage, dass wir uns in der Position einer 'tolerierten' Organisation befinden."

(Endnote 37: AJ 11, 1/30/31 [30. Januar 1931])

Die Antwort, die von Smidowitsch unterschrieben war, wurde nach Diskussionen mit der Regierung verschickt, und offensichtlich wurden die Extremisten besiegt. "Die Artikel und Reden der privaten Einzelpersonen", so besagte der Brief des COMZET am 16. Februar 1930, "spiegeln in keinster Weise die Haltung der Regierung gegenüber der Arbeit des Agro-Joint wieder."

Während dies eine klare Zurückweisung der Position der kommunistischen Linken war, wurden nun die unterschwelligen Strömungen in der Partei gegen den Agro-Joint immer stärker. Im April 1931 wurde Lubarsky verhaftet und verbrachte einen Monat im Gefängnis, bevor es Rosen gelang, ihn dort rauszuholen. Im Jahr 1932 waren die Sowjets bereit, die Arbeit des Agro-Joint in Russland schrittweise zurückzubinden.

(Endnote 38: AJ 11, AJ 90)

[1932 ca.: Das JDC beklagt, dass das "SU"-Regime das Abkommen von 1929 nicht einhalte - aber in den Agro-Joint-Kolonien ist mehr "SU"-Geld als vorgesehen]

Zuerst dachte das JDC an die Idee, die fehlende Leistung zu tarnen, indem man die UdSSR verklagen könne, weil diese die Vertragsbedingungen nicht eingehalten hätte, in Übereinstimmung mit einer Schiedsklausel im Abkommen von 1929. Diese Klausel war die Basis des Prinzips von rebus sic stantibus: Das Abkommen - so wurde betont, war durch die Regierungen verändert worden, durch die Politik der Kollektivierung, die Bedingungen, unter denen der Agro-Joint seine Arbeit ausführte. Bauernsiedlungen in Russland würden nun in den Augen der jüdischen Zeichner in den USA beträchtlich weniger attraktiv sein, wenn sie gewusst hätten, dass ihr Geld in Tat und Wahrheit in Kolchose-Siedlungen fliessen würde. Am Ende aber hielt sich das JDC vor jedem Versuch zurück, die Russen zu verfolgen. Alles in allem wurde die Arbeit als erfolgreich betrachtet, und die russische Regierung hatte sicherlich die finanziellen Bedingungen erfüllt; de facto hatten sie beträchtlich mehr in Rubel an die Agro-Joint-Kolonien beigesteuert, als sie vertraglich verpflichtet gewesen wären.

Bis 1933 wurden auf Basis der Zeichner 4.857.563 $ ausbezahlt, von denen der Anteil von Rosenwald 3 der 5 versprochenen Millionen betrug. Die Summe von 4.735.000 $ wurde nun den Russen übersandt, und 2.475.000 $ musste auf das im Original (S.88)

8-Jahres-Abkommen verteilt werden (1928 bis 1935).

[14. April 1933: Neues Abkommen zwischen dem JDC und dem sowjetischen Regime]

Am 14. April 1933 unterschrieb Rosen mit der sowjetischen Regierung ein neues Abkommen. Die Sowjets hatten der AMSOJEFS Schuldscheine gegen das Geld ausgegeben, das sie gerade erhalten hatten, das sie sofort amortisieren wollten. Zins musste auch bis ans Ende des 8-Jahres-Vertrages bezahlt werden. Sie akzeptierten nun einen Teil dieser Schuldscheine und verzichteten auf Zinszahlungen für das Geld, das die Gesellschaft ihnen schuldete. Danach blieb nun ein Teil der Schuldscheine für das Geld, das sie aus Amerika erhalten hatten, noch in den Händen der AMSOJEFS. Sie gaben nun Schuldscheine für 2.475.000 $ heraus, die sie durch das neue Abkommen erhalten hatten, und so blieben der AMSOJEFS 5.352.000 $ in sowjetischen Schuldscheinen bei 5 % Zins.

(original:
"On April 14, 1933, Rosen signed a new agreement with the Soviet government. The Soviets had given AMSOJEFS bonds for the money they had actually received, which they would ultimately have to redeem. Interest was also to be paid up to the end of the eight-year contract. They now accepted a part of these bonds and waived payment of interest in lieu of the money the society owed them. After that, part of the bonds for the money they had received from America still remained in the hands of AMSOJEFS. They now issued bonds for the $ 2,475,000 they had received through the new agreement, and thus left AMSOJEFS with $ 5,352,000 in Soviet bonds bearing a 5 % interest.")

(Endnote 39:
Der totale Zinsbetrag, den die Sowjets auf die 4.725.000 $ bis Ende 1935 zu bezahlen hatten, betrug 627.000 $. Dies akzeptierten sie als Zahlung von der AMSOJEFS. Zusätzlich gab die AMSOJEFS den Sowjets sowjetische Schuldscheine über einen Betrag von 1.848.000 $ zurück von den 4.725.000 $ in Schuldscheinen, die die Sowjets der AMSOJEFS gegeben hatten, als sie das Geld aus Amerika erhalten hatten. Zusammen kamen diese beiden Summen auf 2.475.000 $, die das AMSOJEFS der sowjetischen Regierung schuldete. Für diese Schuldscheine und für den Verzicht der Zinsen, der wie eine Zahlung in Dollar zu werten war, gaben die Sowjets neue Schuldscheine aus (über 2.475.000 $), die, zusammen mit den 2.877.000 $ in Schuldscheinen, die nach der Zahlung von 1.848.000 $ in den Händen der AMSOJEFS geblieben waren, einen totalen Betrag von 5.352.000 in sowjetischen Schuldscheinen ergaben, die teilweise zurückbezahlt wurden, und die andernteils durch ein Abkommen bis Ende 1940 zurückflossen. Das Abkommen von 1933 war natürlich für die AMSOJEFS extrem vorteilhaft).

(original:
The total amount of interest the Soviets would have had to pay on the $ 4,725,000 until the end of 1935 was $ 627,000. This they accepted as payment from AMSOJEFS. In addition, AMSOJEFS handed back to the Soviets Soviet bonds in the amount of $ 1,848,000 out of the $ 4,725,000 in bonds that the Soviets had given AMSOJEFS when they received the money from America. Together, these two sums came to $ 2,475,000 which AMSOJEFS owed the Soviet government. For these bonds and waiver of interest which was worth dollar payment, the Soviets issued new bonds ($ 2,475,000) which, together with the $ 2,877,000 in bonds that had remained in the hands of AMSOJEFS after the $ 1,848,000 had been paid, made for a total of $ 5,352,000 in Soviet bonds, which were partly repaid and partly returned by agreement by the end of 1940. The 1933 agreement was, of course, extremely favorable to AMSOJEFS).

Zur selben Zeit wurde über das Vermögen des Agro-Joint in Russland ein Abkommen erreicht. Gelder im Wert von 5,6 Millionen Rubel wurden der Regierung übergeben, und die Regierung gab dem Agro-Joint als Gegenleistung denselben Betrag in bar und Kredite. Der Agro-Joint versprach, das Geld für Intensivpflanzungsprogramme zu nutzen, für verschiedene Ausbildungskurse, Verwaltung, und weitere Dinge.

Das Abkommen war für beide Seiten profitabel. Der Agro-Joint wurde davon befreit, mit mehr Bargeld versorgt zu werden, und die Russen gewannen einen starken, gesetzlichen Halt über die Agro-Joint-Ländereien in ihrem Land, verbesserten ihre finanziellen Arrangements mit der Gesellschaft, und gleichzeitig begann der Prozess einer ordentlichen Beendigung der Angelegenheiten der Gesellschaft in ihrem Land.

[Ab 1933: Agro-Joint-Aktivitäten gehen in Russland zurück]

Das Ende war nun klar erreicht. Wie wir gesehen haben, gingen nun die Möglichkeiten für Bauernsiedlungen in Russland schnell zurück. Rosen beklagte, dass im Jahr 1933 nur 1400 Familien auf der Krim angesiedelt worden waren, aber sogar dies sah eher zweifelhaft aus.

(Endnote 40: AJ 2, 4/14/34 [14. April 1934])

Die Juden mussten nun nicht mehr auf die Krim, um Kleinbauern am Rand eines Dorfes oder einer Stadt zu werden, sondern sie konnten dies dort tun, wo sie schon lebten. Die wirtschaftlich-jüdische Position verbesserte sich weiter, und der Agro-Joint und seine Operationen schienen  mehr und mehr überflüssig.

[1931: Ukraine: Agro-Joint wird durch die Industrialisierung liquidiert]

Im Jahr 1931 wurde die Arbeit in der Ukraine liquidiert. Es wurde dem Agro-Joint einfach gesagt, dass es für ihn hier nichts mehr zu tun gäbe. (p.89)

(Endnote 41: AJ 11, 4/30/31 [30. April 1931])

[1932-1934: Krim: Experten des Agro-Joint auf jüdischen Siedlungen]

In den Jahren 1932-1934 konzentrierte sich die Arbeit auf die Krim. Die Kontrolle durch die Regierung war in jeder Hinsicht - ausser bei der wirklichen Agroökonomie - total. Ein Teil des Vermögens des Agro-Joint wurde nicht übergeben, das ist wahr: Zum Beispiel die Jankoy-Traktorstation und der Reparaturenladen, Gebäude in Simferopol und Moskau, Zulieferungen, und Gebrauchsartikel. Sogar nach der Beendigung der aktuellen Siedlungsarbeit im Jahre 1934 unterhielt der Agro-Joint dort noch ein grosses Personal von Experten, mit Einkommen aus den bestehenden Vermögen und einige sehr kleinen Summen in Dollar. Die Beratungen der Siedlungen in der Agrarproduktion wurden fortgeführt. Die Jankoy-Station war eine der Prototypen der MTS-Traktorstationen, die später auch die Traktorarbeit für die Kolchosen übernehmen sollten. Ansonsten war die Hilfe des Agro-Joint weiterhin wichtig, z.B. bei Brunnenbohrungen oder beim Gartenbau.

Aber Rosens Abwesenheiten von Russland wurden nun immer länger, und die Arbeit wurde langsam auf ein Minimum reduziert.

[1937: Der Agro-Joint in Russland bricht ein]

Im Jahre 1937 verfügte der Agro-Joint immer noch über 6 Millionen Rubel Vermögen, aber sein Personal (das zum Höhepunkt der Kolonisation ungefähr 3000 Angestellte betrug), war nun auf ungefähr 100 geschrumpft.

Die Tatsache, dass die Anwesenheit des Agro-Joint nun in den Jahren 1937/1938 unerwünscht war, wurde nun sehr offensichtlich. Dies war die Zeit der Säuberungsaktionen, und es war undenkbar, dass es einer ausländischen Organisation wie dem Agro-Joint erlaubt sein würde, die Arbeit weiterzuführen. Smidowitsch starb im Jahre 1935 und Nachfolger wurde ein Stalin-Bürokrat namens Tschutschkaief. Das Ende war nun nahe.



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