5. März
1953 Kronstadt eine Inselstadt in
Finnischen Meerbusen (20 Seemeile von
Petersburg und nur 3 Seemeile
von
Oranienbaum entfernt). Der
Rundfunksprecher Levitan mit bedrohter
eisernen Stimme verkündete den Tod des
Diktators. Ich war 13 und lebte bei meiner
Tante in Festung Kronstadt auf Insel
Kootlin und erinnere mich auf die erste
Reaktion meiner Tante Christina: sie brach
zusammen in Tränen von Freude und sagte
nur: "Große Gott, Du lebst! Vergib mir,
dass ich Dich für einen Toten hielt!".
Stalins
letzter Auftritt als Gulag-Diktator am
Roten Platz am 7. November 1952 Foto:
Roter Archiv, Prag
Der Mythos
Stalin lässt viele Historiker immer wieder
streiten. War der Diktator, der den größten
Staat der Erde (territorial gesehen) allein
in Namen des Sozialismus regiert, ein
Wahnsinniger oder ein Genie? Selbst im Land,
wo er über 70.000.000 Menschen sterben ließ
(davon 39 Mio. allein im GULAG) schwanken
die Menschen zwischen diesen zwei
Definitionen.
Es gab
auch in der Vergangenheit von Nero oder Iwan
IV ("Der Schreckliche") bis Mao oder Pol Pot
manchen außergewöhnlichen Führer, dessen
Mordlust mit normaler Logik nicht zu fassen
ist. Doch Stalin hat ein großes Geheimnis
ins Jenseits mitgenommen: Warum war der
Generalissimus und "Führer und Lehrer der
progressiven Menschheit" so undankbar gerade
gegenüber denen, denen er seine absolute
Macht zu verdanken hatte?
[Stalins Namen
- seine Familie - Stalin als Bankräuber:
der Bankräuber "Koba" im Dienste der
Kommunistischen Partei - der Name
"Stalin"]
Der 1879
in Gori geborene Sohn von Schuster (Mingrele
von Osetzeien) Basso Dschuga und Keke
Geladse - Jossif ("Joschka", "Soso", "Koba",
"Genatswale") Dschugaschwili wurde später
als Stalin bekannt. Stalin ordnete sich selbst den
"Sakartvelo" (Georgier) zu, weil er in einer
georgischen Kirche getauft worden war. Der
junge Stalin konnte nur die Gemeindeschule
absolvieren.
Registerkarte
über
Josef Dschgaschwili als Bankräuber (der
sich "Koba" nannte, der dann später
"Stalin" genannt wurde), Foto der Polizei
Tiflis 1912 - Foto: Roter-Archiv, Prag
Mit 25 Jahren
heiratete Stalin seine Frau Kato Swanidse,
und sie gebar ihm den ersten Sohn Jakob
(„Jaschka“). Nach 4 Jahren starb seine Frau
Kato aber an Typhus und Stalin heiratete nun
Nadeschda Alillujewa, die Tochter eines
Sozialisten aus Baku [in Aserbeidschan am
Kaspischen Meer]. Aus dieser Ehe kam der
zweite Sohn Wassilij ("Basja") zur Welt.
Stalin-Gruppenfoto
von
1932 mit Nadeschda Alillujewa, Esther
Kogan, der Ehefrau von Woroschilow und ihr
Mann in Sotschi, 1932 Foto - Roter Archiv,
Prag
Der Vater
(Stalin) kümmerte sich nicht um die Kinder,
sondern begann inzwischen, sich als
Geldversorger der Bolschewiki zu betätigen,
indem er bei Banküberfällen mitwirkte. Dafür
wurde er mehrmals bestraft, aber immer kurz
darauf wieder freigelassen. Wenn man seinem
Freund Zereteli glauben sollte, dann hat
"Koba" auch für "Ochranka" (politische
Polizei) in Russland gearbeitet. In Sibirien
lernte Stalin dann einen Bolschewik Namens
Artjom kennen. Artjom hatte damals einen
heißen Draht zu Lenin und überzeugte Stalin,
mit seinen Banküberfällen aufzuhören.
Stalin-Gedenktafel
in Wien am Haus, wo Stalin sein Hauptwerk
"Marxismus und Nationalfrage" geschrieben
hat - Foto Privat
1913 kam Stalin zur
Erholung erst nach Königsberg, dann Krakau,
und schliesslich nach Wien, wo er mehrere
Monate bei einem gewissen Trojanewski
wohnte. Die beiden wohnten im selben 12.
Bezirk Meilden. In Wien hängt ja bis heute
ein Kuriosum der Geschichte: Da hängt seit
1949 eine Gedenktafel für Stalin, die von
Russland gar nicht gewollt war, aber für
Hitler hängt keine Tafel mehr in Wien. Ein
Jahr zuvor [im Jahre 1912] wohnte Hitler in München
und besuchte einen Kunstsalon in Schwabing,
den auch Lenin besuchte, der auch dort
wohnte.
Lenin
vertraute Artjom und lobte "Koba" (der sich
nach einem "edlen Räuber" aus dem Roman des
georgischen Schriftstellers Kasbegi (1910)
nannte) für den bekanntesten Überfall auf
die Bank von Tiflis im Juni 1907, der 40
Menschen das Leben kostete, weil die Partei
dadurch 250.000 Rubel erbeutet habe. Seitdem
nannte Lenin Koba nicht mehr "Koba", sondern
der "Stählerne". Dem "Koba" hat diese
Bezeichnung aber gar nicht gefallen, und so
kam ein Kompromiss zustande: Koba wurde
fortan "Stalin" genannt.
[Stalin
vertraut Lenin nicht - Stalin ist
"national" und "inhaltlich sozialistisch"
- seine zweite Frau ist Lenin-Anhängerin -
Stalin erschiesst 1932 seine Frau -
Stalins Umbenennungen und seine Einsicht
in das Scheitern der Weltrevolution -
Beseitigung der letzten Leninisten]
Dennoch
hat der umgetaufte "Koba" von Anfang an
"kein vertrauen in Lenin gehabt und
insbesondere in die Juden um ihn" (Iraklij
Zereteli: "Stalin vor der Revolution",1921).
1922, als Lenin noch lebte und nach dritten
Schlaganfall praktisch nicht mehr
ansprechbar war, hat
Stalin sich selbst zum "Führer"
ernannt. Sein Ziel war, die besonders
fanatischen Anhänger Lenins zu beseitigen,
denn in Wien (1913) hatte er gelernt, aus
Faszination National zu sein und erklärte
nun das Hauptprinzip des WKP/b/:
"Grundsätzlich National und inhaltlich
sozialistisch". Seit Lenins Tod (1924) hat
er dann die folgenden beiden Worte nur noch
ganz selten in den Mund genommen: "Lenin"
und "Kommunismus".
Seine Frau
Nadeschda jedoch war fanatische
Lenin-Anhängerin. An einem späten Abend 1932
beim Streit erschoss
Stalin im Affekt
seine Frau. Das war wie eine Hinrichtung.
Mit der organisierten Nationaltrauer setzte
er sich gegen die Gerüchte durch. 1936
erklärte er die Doktrin
"des Sieges des Sozialismus in einem Land",
und damit hatte er sich mit der
gescheiterten Weltrevolution abgefunden.
Eine neue
Bezeichnung des Landes als einer "Union der
SOZIALISTISCHEN Sowjetrepubliken" sollte den
Traum vom Kommunismus abschaffen, um sich
dem Trend von Berlin anzupassen. Die
Verfassung wurde offiziell als das
"Völkische Stalinsche Gesetz" bezeichnet.
1937
heiratete Stalin heimlich die Tochter von
Lasar Kaganowitsch.
Boris
Baschanow, sein Sekretär der nach Westen
flüchtete, schrieb in Paris: "In dieser Zeit
traute er nur zwei Personen: Adolf Hitler
und Lazar Kaganowitsch." 1937 begann er mit
der Liquidierung der Reste der Leninisten.
[Stalins
Chaos-Politik von 1937-1941 - Stalins
"Landesverräter"-Befehl von 1941 mit
Sippenhaft und Massentod im Gulag - die
Zwangsrepatriierten - Aufarbeitung unter
Jelzin 1991-1993 - Zahlen]
War der
Stalin nur eine Marionette? Aber wenn schon,
dann von wem? Diese Frage beschäftigte
damals Berlin nicht. Ziemlich chaotische
Aktionen des roten Führers vor dem Krieg
blieben rätselhaft, und auch nach dem Krieg
waren sie mit keiner Logik erklärbar.
Dazwischen war ein Krieg, bei dem Stalin den
eigenen Sohn Jakob im Stich gelassen hatte.
Da war zum
Beispiel der 16. August 1941: Stalin als
Oberbefehlshaber der "UdSSR" hatte allen
Politkommissaren den Geheimbefehl № 270
zustellen lassen, der besagte: <..alle
Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die
in "freiwillig in Gefangenschaft geraten",
als "Landesverräter" einzustufen. Alle
Familien der Offiziere und Politkomissaren
sollen sofort in GULAG-Anstalten
abtransportiert werden, und alle Familien
der Soldaten sollen ab sofort kein Recht auf
Lebensmittelkarte mehr haben.>
(Jakowlew-Archiv, Moskau)
Nach
Angaben des Internationalen Roten Kreuzes
(IRK) war die Zahl der sowjetischen
Kriegsgefangenen in Deutschland (Juli 1944)
ca. 5,5 Mio. Davon waren 900.000 Offiziere
und Politkommissare. Das bestätigte das
Russische Parlament am 1. September 1991 –
die Zahl der "politischen" Gefangenen dieser
Kategorie im GULAG bezifferte das Russische
Parlament mit 2,1 Mio. Verwandten der
Kriegsgefangenen, die zum großen Teil dort
"gestorben" waren. Die Überlebenden wurden
1991 durch Boris Jelzin rehabilitiert. Und
von etwa 3,5 Mio. gefangenen sowjetischen
Soldaten, die 1945 in die UdSSR
zwangsrepatriiert worden waren, waren dann
über 1,1 Mio. wegen des Gesetzartikels §
58-1 zum Tode verurteilt worden.
Erst im
Juni 1952 wurde der Befehl Nr. 270 durch
Stalins Erlass 429b ausser Kraft gesetzt,
denn Stalin erklärte, dass "Söhne für
Straftaten ihrer Väter nicht verantwortlich
sind". 1952 wurden etwa 280.000 Verwandten
und überlebende Familienmitglieder der
"Verräter" entlassen.
Aber inzwischen waren über ca. 2 Millionen
der nach Sibirien Verbannten an Hunger
gestorben. (Iswestija, 29. November 1993)
[Stalin-Sohn
Jakob als Kriegsgefangener mit ungeklärtem
Tod - Stalin-Sohn Wassilij als
Psychiatriepatient]
Vor dem
Untergang der "UdSSR" wurde Jakob Stalin als
Verräter bezeichnet. Heute gilt er als Held
der Nation und als Beweis für die
Anständigkeit des Diktators. Der andere Sohn
Wassilij Stalin dagegen wurde als Opfer
dargestellt. Heute gilt er als ein böser
Täter. Worum es geht?
Jakob (Yakov) Stalin, Sohn
Stalins, in deutscher Kriegsgefangenschaft
in Dachau, 1943 - Foto Roter Archiv, Prag
Jakob Stalin
geriet bei Smolensk in die deutsche
Kriegsgefangenschaft und wurde zuerst nach
Dachau ins Konzentrationslager gebracht und
ist dann etwa Mitte 1943 "verschwunden".
1991 bestätigte die russische Regierung dann
offiziell, dass Stalin seinen Sohn zum
Verräter erklärt habe und verlangte Zugang
zu den Archiven, um die Gerüchte um eine
mögliche Hinrichtung von Stalins Sohn zu
beenden, bzw. um die Version von
NKWD-Agenten aufzuklären, die ihn
möglicherweise umgebracht gehabt.
Weder die
alte Version eines Mords (egal von wem) noch
die neuste Version eines Selbstmords, die in
der russischen Presse mit allen
"Einzelheiten" geschildert wurde, konnten
bestätigt werden. "Einzelheiten" in der
Presse waren zum Beispiel derart
geschildert, dass J. Stalin wegen seiner
Verweigerung, sich mit den Deutschen zu
unterhalten, mehrmals in der Strafzelle so
gefoltert worden wurde, dass er sich eines Tages
an den Zaun geworfen habe und dann von einem
der Wächter erschossen worden sei. Aber beide
Versionen fanden keine Bestätigung.
Stalin-Sohn Wassilij
Stalin, General der Luftwaffe, 1954
Foto: Rotes Archiv, Prag
Ganz anders
ist die Geschichte mit dem jüngeren Sohn -
Wassilij Stalin. Er überlebte den Krieg,
aber kurz vor dem Tod seines Vaters wurde
er von ihm von seinen höchsten Posten
entlassen und vor Gericht gestellt.
Stalins Sohn Wassilij sollte die
Staatskasse geplündert gehabt und …
"antisowjetische Tätigkeit" ausgeübt
haben, bzw. Fakten über den Krieg
gefälscht haben.
Kurz
nach den Tod seines Vaters wurde er
verhaftet und zu 10 Jahren Haft
verurteilt. Der 1921 geborene, jüngere
Stalin-Sohn ist angeblich 1962 in Kasan
(in Tatarstan) gestorben. Er sollte gemäss
Kreml-Protokollen durch den KGB in einem
Friedhof beigesetzt werden, jedoch unter
dem Namen Dschugaschwili. Man weiß auch
nicht genau, ob er 1962 oder 1972
gestorben ist. Zwar wurde er nach dem
offiziellen Tod (1962) in der
psychiatrischen Sondehaftanstalt des KGB
gesehen, wo meist besonders gefährliche
politische Gefangene auf unbestimmte Zeit
gehalten wurden. Der Stalin-Junior galt
als Thronfolger...
Stalin mit Tochter
Swetlana, 1935, Moskau - Foto: Rotes
Archiv, Prag
[Stalins
Tochter Swetlana - Vater Stalin verdirbt
ihr das Leben mit Heiratsverboten und
Zwangsheiraten von Parteikadern]
Über
das Schicksal von Stalins Tochter Swetlana
ist wohlbekannt. Sie ist 84 und lebt in
den USA. 1940 wollte Swetlana Alexeij
Kapler (Filmregisseur) heiraten. Dieser
wurde aber nach Sibirien verbannt. Dann
wollte sie Georgij Morosow heiraten, auch
ein jüdischstämmischer Student. Auch da
sagte der Vater Nein. Stalins Handlungen
waren folgende: Er liess beide Männer, die
seine Tochter heiraten wollten, im Gulag
sterben. Man konnte schon behaupten, dass
Stalin nur eines wollte: Er wollte in
seiner Familie keine weiteren jüdischen
Verwandten haben, denn schon seine Frau
Nadeschda war Jüdin, und beide Söhne
hatten auch jüdische Frauen geheiratet.
Letztendlich
erlaubte Stalin
seiner Tochter die Ehe mit dem Sohn des
berüchtigsten Politbüromitglieds Schdanow,
der für LitO ("Litererische
Objedinenije"=Vereinigung) eigentlich für
das Zensuramt zuständig war. Mit Jurij
Schdanow konnte es Swetlana aber nur drei
Jahre aushalten. Nach der Trennung und
Scheidung zwang Stalin seine Tochter zur
Ehe mit seinem Neffen Swanidse. Es ist
schwer zu sagen, aber es sah wohl so aus,
dass sich Stalins Tochter mit mit den
parteitreuen Männern nicht wohl fühlte.
Svetlana Peters in den USA
[ca. 1969], Foto - Times Inc. 1969.
Freigegeben für nichtkommerzionelle
Zwecke. Fotograf: Alex Slater
1967 bat Swetlana um
politisches Asyl in Delhi, weil sie
dorthin als Dolmetscherin mitfahren
durfte. Die 46-Jährige begann sich zu
etablieren und schrieb drei skandalöse
Bücher über den Vater und seine Zeit und
heiratete schliesslich den US-Architekten
William Peters.
1984
folgte sie Einladung von Andropow kehrte
als Mrs. Swetlana Peters in die UdSSR
zurück.
Mit der
folgenden Perestroika wurde sie enttäuscht
und nach dem Zusammenbruch der "UdSSR"
beschwerte sie sich: "Ich habe keine
Freude in meinem Land, und nicht einmal in
Georgien – dieses Land ist mir fremd."
Dabei wurde sie in Tat und Wahrheit gar
nicht gehasst, sondern die Menschen
wollten von ihr immer etwas über das Leben
in den Zarenpalästen in Moskau und
Livadien (am Schwarzen Meer) hören. Nach
einem zweijährigen Verbot der
Kommunistischen Partei beleidigten die
National-Bolschewiki sie dann auch als
"jüdische Hure" und Verräterin.
1996
verabschiedete sich Stalins Tochter von
Russland "für immer" und kehrte in die USA
zurück. Sie wollte nicht mehr mit der
Presse sprechen und publizierte Artikel in
der New York Times, wo sie klagte: "Ich
bin weder Russin, noch Jüdin. Meine Mutter
war Sakartvelo (also echte Georgierin).
Ich kann in einem Land, wo mich alle
hassen, nicht leben. Was habe ich mit den
Verbrecher meines Vater zu tun, der auch
meine Mutter umgebracht hat?" Dieser Text
war auch der Abschied von der
Öffentlichkeit. Mit 75 Jahren nach dem Tod
ihres Mannes zog sie sich nach Wisconsin
in ein Altersheim zurück, wo sie als "Lana
Peters" eingetragen wurde.
[Stalins
Familien-Netz in der Sowjetunion -
Stalins Judenhass mit Todesurteilen -
Svetlanas Buch "20 Briefe" provoziert
eine Stalin-Buch-Welle - Stalin, der
"letzte Zar"]
Trotz
der Verlusts seiner beiden Söhne hatte
Stalin unglaublich viele Verwandte in
Russland: über 40 Cousins, Neffen, und 8
Enkelkinder. Er bleibt eine Legende und
ein Rätsel zugleich. Er bevorzugte und
hasste die sog. "Stalins Juden" (dies ist
der Ausdruck des besten Stalin-Biographen,
Milowan Jilas). Isaak Deutscher (USA) und
Abdurachman Awtorhanow (kaukasischer
Historiker, der seit 1939 in Deutschland
lebte) sind sich in einem Punkte einig:
Ohne Juden habe Stalin nicht an der Macht
bleiben können. Aber mögen tut er die
Juden auch nicht, wenn man Stalins
Todesurteile anschaut: "1.300.000
Todesurteile 1929-1952 gegen Juden, und
nur 320.000 gegen Russen und andere
Vertreter der 39 Völker in der UdSSR". Die
beiden erkennen den Unterschied zwischen
jüdischen Kommissaren und den Gegnern der
Bolschewiki.
Das Ende
der 1970er Jahre war durch eine
Bücher-Welle über Stalin gekennzeichnet.
Über 1000 Historiker schrieben und
rätselten über Stalin.. Anstoß dazu gab
Swetlana Stalin mit ihrem Buch "20 Briefe
an den Freunden", die sich kurz vor ihrer
Flucht aus der "UdSSR" geschrieben hatte.
Die besten Bücher stammen von Alexander
Orlow (Stalins vertrauter Geheimagent, der
in den Westen überlief), Leo Trotzki, Gen.
Dmitrij Wolkogonow, Claus Kellmann, Simon
Montefiore und Robert Conquest.
Selbst
Solschenizyn konnte das Rätsel "Stalin"
nicht lösen: <Stalin war selbst
Halbjude von Vaterslinie, und dies
bestätigt sich deutlich in seinem
unglaublich lächerlichen Werk "Der
Marxismus und Sprachlehre", denn er
[Stalin] wusste aus eigener Erfahrung, was
es für ein Drama ist, als Halbjuden zwei
Seelen in seiner Brust tragen zu müssen
und doch keiner der Beiden
anzugehören.>
Warum
wird aber Stalin trotz der Millionen
versklavten Nicht-Juden in Russland von
den Russen nicht gehasst, sondern nur von
den Juden? Conquest scheint für diese
Frage eine Zwischenlösung gefunden zu
haben. Er analysierte Tausende von
Aussagen der russischen Kriegsgefangenen
und Flüchtlinge und bemerkte, dass Stalin
von den Russen eher für einen Zaren
gehalten wurde, also wie ein "letzter
Zar".
[Stalin und
seine Massenmorde gegen die
Führungspersonen im Sowjet-Staat - die
Machenschaften des NKWD lassen
Stalin "gut" erscheinen]
Stalins
Beziehungen zur sog. Nomenklatura
(Führungspersonen im Sowjet-Staat [2]) war
(laut Prof. Michael
Wosslenski) eine ganz andere als
die zum Volk. Er sprach mit jedem offen
und freundlich, er strich aus den
Todeslisten des NKWD Tausende von Russen,
aber mit "Gleichgesinnten" ging er um wie
ein orientalischer Despot. "Ich mache Euch
alle fertig wie der Schlachter, aber
unkoscher" - so sagte er zu Trotzki und
Zobelmann (Radek) während des Plenums der
Partei. Oder Stalin sagte zu den
politischen Kommissaren der Roten Armee:
"Bewegt eure dicken Ärsche." Als "Bande
der korrupten Lakaien der amerikanischen
Juden“ bezeichnete er die Verschwörer
Dadis, Harms und Rafolowitsch während des
"Leningrader Prozesses" (1951).
In der
Erinnerung der bekannten Überläufer wie
Boris Baschanow und Walter Krivitski blieb
Stalin ein Mann, der mit seinen
Bediensteten besser umging als mit der
Nomenklatura. Eine Putzfrau soll er
gefragt haben, warum sie so traurig sei.
<Sie können mir glauben, ich bin hier
der Chef, und ich will nur wissen, was
hinter meinem Rücken die Judchen so
"treiben".> Die Frau war sichtlich von
Angst überrannt, dann umarmte sie der
Führer und er sagte: <Ich befehle: sag
mir die Wahrheit.> Die Frau erzählte
ihm, wie der NKWD ihren Mann "abgeholt"
hat (1937).
Am
nächsten Tag bestellte Stalin den Kurski
(Gorenfeld), den Justizminister und die
ganze Abteilung des NKWD (69 Personen) mit
Minister Jagoda zu sich, und einer nach
dem andern wurde nach kurzer Verhandlung
erschossen. Auf diese Weise liquidierte
Stalin hintereinander 4 NKWD-Minister, und
auch im Jahre 1938 ging die Mordserie
weiter, als er fast den gesamten Parteitag
liquidieren liess.
[Verbannung
ist die Gnade, nicht erschossen zu
werden - Stalin
gegen Juden in hohen Ämtern - offene
Fragen über Stalin-Massenmorde]
Stalin
hatte Respekt vor den sog.
"Konterrevolutionären" – wenn jemand sich
aus Überzeugung als Gegner des "jüdischen
Bolschewismus" zeigte, der wurde meistens
verbannt, diejenigen, die wie Bucharin
oder Mendel auf den Knien um Gnade baten,
wurden kurzerhand hingerichtet. Stalin
wird im Gulag-Museum von Budapest sogar
entlastet. Dort wurden Tausende von
Briefen an Stalin präsentiert, die über
Willkür und Grausamkeiten des NKWD
berichten. Stalins Vermerke "Proweritj i
winownaych rasstreljat na mjeste" ("Prüfen
und Beschuldigten sofort erschießen!")
wurde oft auch tatsächlich ausgeführt.
"War das nur ein Spiel, um sich als
gerechter Tyrann gegenüber dem Volk zu
zeigen?" – fragte Roy Medwedew.
Und sehr
enttäuschend für die sowjetischen Juden
ist bisher erklärt, warum die gesamte
Regierung der "Jüdischen ASSR"
(Birobidschan) liquidiert wurde. In der
JASSR an der chinesischen Grenze wurde das
Gold von Kolyma, welches von Tausenden von
Gulag-Insassen gefördert wurde, zur Probe
99,999 raffiniert und in Barren gegossen.
Ein erheblicher Teil davon wurde durch
China und Japan an Moskau vorbeigeschafft
bzw. "abgezweigt". Die Häftlinge dagegen
mussten ständig feiern: wenn Politrucks
(also "politische Führer") und die
Administration eifrig jedes Jahr in
Chabarowsk erschossen wurden.
Die
krassen Widersprüche seines Verhaltens den
Juden gegenüber haben bei Millionen
Menschen eine allgemeine Meinung
hervorgebracht: "Towarisch Stalin ne
snajet o slodejaniach swoich holujew"
("Genosse Stalin weiß nichts von Übeltaten
seiner Lakaien"). Das war in Russland
immer so, auch unter Zaren: "Dlja Boga
wyasoko, dlja Zarja daleko" ("Der Gott ist
im hohen Himmel, der Zar ist zu weit").
Von Iwan dem Schrecklichen (Ivan IV) bis
zu Stalin ist die russische Geschichte
voller Zeugnisse, dass man "keine Angst
vor dem Zaren, sondern vor den Lakaien
haben" muss.
Ebenso
ist folgendes nicht klar und gar nicht
logisch: Warum liess Stalin die
Organisatoren der Golodomor (Hungersnot)
in der Ukraine fast alle liquidieren?
Warum hat er die schlimmsten Verbrecher
des NKWD 5 Mal hintereinander hinrichten
lassen? Und noch weniger klar ist, warum
Stalin nachträglich doch die Alliierten
zur Beendigung der Besatzung und zur
Wiedervereinigung Deutschlands zu
überzeugen versuchte? Warum hat Stalin als
erster den Staat Israel anerkannt und als
erster die diplomatischen Beziehungen
abgebrochen?
[Die
letzte Frage ist vom jüdischen Historiker
Pinkus beantwortet: Stalin wollte Israel
als sowjetischen Satelliten haben, und als
Israels Regierung zum Satelliten der "USA"
wurde, brach Stalin die Beziehungen zu
Israel ab und verbot allen Juden in
Russland die Ausreise].
Stalins
Geschichte bleibt in einer Dunkelheit.
Selbst Arnold Toynbee stellt die Frage:
"Kann ein Diktator ein Geisel sein?" Die
Weltgeschichte schließt solche Ausnahmen
nicht aus.
[Stalins
Privatleben: zuerst ein Dieb, dann
Denunziation von Dieben - Stalin will
kein Luxus-Bett - Stalins einfacher
Speis und Trank - Gottesfurcht]
Zum
allergrößten Rätsel gehört Stalins
Privatleben. Noch vor der Revolution hat
Stalin parallel zu seinen
Bankraubaktivitäten mit Denunziationen
gegen korrupte Bolschewiki etwas Geld
verdient – er lieferte der Polizei über 20
Diebe aus, welche das von ihnen geraubte
Geld zum erheblichen Teil in die eigenen
Taschen gesteckt hatten. Lenin bedankte
sich für diesen "moralischen Einsatz" und
verhalf ihm 1918 zum höchsten politischen
Amt beim Politbüro. Stalin wurde zum Chef
der "Goskontrol"(staatliche Kontrolle)
ernannt.
Stalin
drohte sogar dem Chef der WeTscheKa
(außerordentliche Kommission zur
Bekämpfung der Konterrevolution,
Spekulation und Sabotage), die sogar das
Recht zur Erschießung an Ort und Stelle
ohne Gericht (1918-1925) besass. Stalin
erwischte Felix Dzerschinski beim Versuch,
diejenigen Täter zu decken, die
Zaren-Porzellan und sonstige Kunstwerke
aus ganz Europa aus dem Winterpalast in
den Westen schmuggeln wollten. Heute
erzählt die Direktorin der Eremitage dies
voller Stolz den Besuchern: "Stalin hat
unseren Nationalschatz gerettet."
Noch
interessanter sind die Aussagen von
Stalins Adjutanten, die eine ganze Menge
Geschichten über die Bescheidenheit
Stalins erzählen. Ein gewisser Igor
Prochoroff z.B. erschrak darüber, dass
Stalin sich weigerte, sich in das
luxuriöse Bett des Zaren Nikolaus II im
Livadien-Palast zu legen. Stattdessen
befahl Stalin dem Adjutanten, ihm ein
normales Bett herbeizuschaffen. Generell
hat sich Stalin
nie für Extrakost mit Kaviar oder
Champagner interessiert.
Und er
rauchte ziemlich billigen Zigarren aus
Jugoslawien, die Marke "Herzehovina Flor".
Er trank "Zinandali", einen der ältesten,
georgischen Weine, und aß Hatschpuri-Brot
(ähnlich wie türkisches Fladenbrot). Er
machte das Bett selbst und verbat den
Adjutanten, Kleidungsstücke für ihn zu
pflegen. Um Schuhe zu putzen, holte er den
armen Wasiff Tarawerdiew, der Kurde von
der Straße, und bezahlte ihn besser als
sonstige "technische Assistenten", welche
ihn immer zu Filmvorführungen einluden, um
historische Filme aus Deutschland und
Großbritannien anzuschauen - auf seiner
Datscha in Nowyj Jerusalem bei Moskau.
Noch
eine nicht erklärbare Eigenschaft von
Stalin war seine Furcht vor Gott. Zwar wird Stalin
beschuldigt, den Tempel des
Christus-Erlösers in Moskau abgerissen zu
haben, doch eine kleine Kapelle liess er
in Moskau zu. Der sog. Narkompros
(Volkskommissar für Ausbildung, wie ein
Kultusminister), Lunatscharski, wurde von
Stalin aus diesem Amt entfernt und lebte
dann eigentlich als "Diplomat" in Spanien,
wo er auch 1933 starb. Der
bolschewistische Philosoph forderte "die
Kirche aus der Menschenseele zu
verbannen". Stalin hatte
dagegen bis zum Tode nicht nur eine
Verbindung zur Georgischen Kirche, sondern
auch einen Mönch Namens Kondratij, bei dem
er oft um einen Rat bat.
Stalin-Ikone im
Dreifaltigkeitskloster in Zagorsk bei
Moskau. Foto - Privat JB, 2006
Deshalb
betet die Russisch-Orthodoxe Kirche bis
heute für den "Sünder Stalin", ja, lässt
sogar Ikonen von ihm anfertigen.
Durch
all diese privaten Details ist Stalin in
der Bevölkerung weiterhin präsent, und
dies nicht nur bei den sog.
"National-Bolschewiki". Es war
unbegreiflich für das Politbüro, dass er
1943, mitten im Krieg, die Kirchen in
Russland wieder erlaubte und sogar das
Institut "Patriarchat", das vor ihm von
Zar Pater I und von Lenin abgeschafft
worden war, wiederherstellte. Er warnte
Kaganowitsch im Jahre 1952: "Gott sieht
alles was Du treibst, Du kommst nicht in
Paradies" (Zitat aus dem Buch von Vera
Kaganowitsch: "Mein Vater und Stalin",
1995, Moskau).
[...]
Links:
Geo
Spezial. STALIN
Der
Freitag
Deutschlandfunk
Stalins
Noten an Alliierten
Arsenij
Roginski
Simon
Montefiore
Prof
. Roy Medwedew
Focus
arte.tv
Bildernachweis:
Alle historische Bilder sind aus dem sog.
Rote Archiv (Prag) beim Radio "Free
Europe" (1949-1993 in München). Sie sind
1979 für Informationszwecke
freigegeben.>
Schlussfolgerung von
Michael Palomino: Es gibt "zwei
Stalins", der "politische Stalin" und
der "private Stalin" - und da ist ein
grosser Neid auf die volle jüdische
Identität der anderen - sowie das
Schema "national und sozialistisch"
Stalin war als Halbjude gegen die
Juden, die in den oberen Schichten
Russlands lebten, weil sie Stalins
Konkurrenten waren, und weil die
jüdischen Kontaktnetze wohl stärker
waren als sein eigenes Kontaktnetz.
Ausserdem war Stalin Halbjude und
dürfte immer die "Volljuden" benieden
haben, weil diese eine eindeutige
Identität besassen und in den
Kontaktnetzen besser verankert waren
als er. Deswegen reagierte er wohl
immer gleich mit "erschiessen", und
dies wurde für ihn dann zur
Gewohnheit. Die Motive bei Stalins
Massenmorden gegen Juden sind somit
klar erkennbar: Konkurrenz und Neid.
Stalin verlor durch seine angreifbare
Position, nur ein Halbjude und
gleichzeitig ein Diktator zu sein, die
geistige Kontrolle und wurde dann zum
Schlächter, sogar bei seiner eigenen,
zweiten Ehefrau. Der politische Druck
und der Neid auf eine komplette
Identität machten Stalin also zum
Massenmörder, um sich selber von der
Konkurrenz zu retten, und diese
Konkurrenz bestand - eigenartigerweise
- aus vielen kommunistischen Juden
("Volljuden"), die er dann laufend
vernichten liess.
Die
vielen "netten" Details aus dem
Privatleben zeugen hingegen von einem
"anderen" Stalin, der nicht unter
politischem Druck steht. Wir haben
also "zwei Stalins", ein "politischer
Stalin", der dauernd unter Druck
steht, von den Konkurrenten selbst
beseitigt zu werden und deswegen immer
zuerst seine Konkurrenten beseitigt,
auch wenn sie kaum etwas "getan"
haben, und der "private Stalin", der
eigentlich so bescheiden leben will,
wie er geboren ist.
Stalin hat die Kunst, sein Leben
gewaltfrei zu gestalten, nicht
beherrscht. Stalin war nicht imstande,
den Kommunismus so umzuformen, dass
die Gewalt im kommunistischen System
abgenommen hätte. Im Gegenteil: Stalin
blieb ab 1930 ein absoluter
Gewalt-Mensch und liess auch nach 1945
den Gulag füllen. Scheinbar meinte
Stalin, Gewalt gehöre zur Herrschaft
mit dazu, und seine Massenmorde seien
eine legale Verteidigung gegen die
Konkurrenten. Menschenrechte gab es
bis 1948 nicht, und bei Stalin gab es
für die Konkurrenten nie
Menschenrechte, dagegen im Privatleben
scheinbar schon, aber nur für
diejenigen Menschen, die auf "seiner
Seite" standen.
Die
zweite Frau, die Lenin-Anhängerin war,
wurde von Stalin erschossen. Die
Tochter Svetlana zum Beispiel, die
jüdische Liebhaber hatte, stand für
Stalin scheinbar nie "an seiner
Seite", sondern war für ihn eine
weitere Verräterin. Aus
Konkurrenzdenken oder aus Neid auf die
volle jüdische Identität liess er die
jüdischen Liebhaber Svetlanas im Gulag
versenken.
Stalin war also im
Schwarz-Weiss-Schema von "Freund und
Feind" und "Leben und Tod" gefangen,
und so sind alle seine Massenmorde
logisch erklärbar, und wer in den
Gulag kam, der hatte für Stalin noch
eine Gnade erhalten, weil die
betroffene Person jeweils nicht sofort
umgebracht wurde, sondern im Gulag
landete. Von Staatskunde und
Sozialsystemen, von Druck und
Gegendruck, von leben und leben
lassen, von sozialem Ausgleich und
geistiger Entwicklung hat Stalin
scheinbar nie etwas oder zumindest
nicht viel mitbekommen, und wenn, dann
wurden diese Elemente von ihm
scheinbar immer unterdrückt, weil er
sich als Diktator ja dauernd in einer
Notsituation betrachtete mit der
Denklogik: Wer gegen mich ist oder wer
eine Handlung unternimmt, die mir
nicht passt, den muss ich umbringen,
und wenn es sich um Juden handelt,
dann sowieso. Das heisst: Stalin liess
morden "nach Schema F".